Darum gehts
- Allein Temu erzielt 700 Millionen Franken Umsatz in der Schweiz
- Asiatische Onlineshops dominieren Schweizer Modemarkt dank günstiger Angebote
- 562 Millionen Franken gaben Schweizer Kunden für Kleidung auf chinesischen Plattformen aus
700 Millionen Franken Umsatz hat der chinesische Onlineriese Temu in der Schweiz 2024 gemacht. Doppelt so viel wie im Vorjahr! Das schätzt das Beratungsunternehmen Carpathia. Temu-Mutter Pinduoduo gibt selbst keine separaten Zahlen für den Marktplatz heraus.
Kein anderer asiatischer Onlineshop macht so viel Umsatz in der Schweiz wie Temu. Aber auch der Moderiese Shein aus Singapur legte 2024 nochmals zu und verdient hierzulande mittlerweile einen Umsatz von 250 Millionen Franken. Aliexpress konnte seinen Umsatz trotz der stärker werdenden Konkurrenz bei 390 Millionen Franken stabil halten.
Dabei bestellen die Schweizerinnen und Schweizer vor allem Klamotten, Schuhe und Accessoires bei den asiatischen Onlineriesen. Obwohl Temu und Aliexpress ein breites Sortiment haben, schätzt Carpathia den Fashion-Anteil bei beiden auf jeweils rund einen Drittel. Beim Händler Shein, der auf Mode spezialisiert ist, beträgt der Anteil ganze 80 Prozent. 2024 haben die Schweizerinnen und Schweizer gemäss Carpathia rund 562 Millionen Franken für Kleidung und Schuhen auf den chinesischen Plattformen ausgegeben.
Schweizer Kleiderhandel in Bedrängnis
Darunter leiden vor allem Schweizer Fashionhändlern, wie Experte David Morant von Carpathia vermutet. Die Umsätze von Schweizern Anbietern sind innert vier Jahren um fast eine halbe Milliarde gesunken: 2024 betrug der Umsatz noch 1,9 Milliarden Franken, zeigen Zahlen des Handelsverbands Swiss. Dabei fliessen auch die Umsatzzahlen von Zalando mit rein, da der deutsche Moderiese eine Schweizer Website hat.
«Die Vermutung liegt nahe, dass die verlorenen Umsätze nicht zu stationären Geschäften im In- und Ausland geflossen sind, sondern direkt zu den China-Shops», so Morant. Besonders hart treffen würde es traditionelle Versandhändler und Universalisten mit No-Name-Mode, die mit den ultrabilligen Preisen einfach nicht mithalten können. Temu, Shein und Aliexpress entziehen dem Schweizer Kleiderhandel damit über halbe Milliarde Franken Umsatz, schlussfolgert der Experte.
Jede zweite Person in der Schweiz hat nämlich schon einmal bei einem der vier Billig-Händler Temu, Shein, Aliexpress oder Wish bestellt. Das zeigte eine repräsentative Studie von Comparis Anfang Jahr. Mit 57 Prozent kaufen in der Schweiz deutlich mehr Frauen auf den asiatischen Onlineportalen ein als Männer. Klamotten und Schuhe werden von Frauen öfter online gekauft, was wohl auch den hohen Fashion-Anteil bei den Billig-Händlern erklärt.