Darum gehts
Trumps Zoll-Hammer hat die Welt mit voller Wucht getroffen. Die Reaktionen der betroffenen Länder unterscheiden sich stark.
Am Vorabend der Handelswende (Trumps Strafzölle gelten ab Mittwoch) kristallisieren sich drei Lager heraus: die Wehrhaften, die Schlucker und die Originellen. Die Schweiz wills mit Geld lösen, China fährt die eigenen Zollkrallen aus, Kanada nimmt den amerikanischen Whiskey aus den Regalen – doch niemand geht so weit wie die Regierung von El Salvador. Ein Überblick.
Die Wehrhaften
Niemand hat so aggressiv auf Trumps Handelshammer reagiert wie China. Peking hat angekündigt, Gegenzölle auf sämtliche US-Produkte von 34 Prozent zu erheben. Zudem werde man die Ausfuhr von seltenen Erden, die etwa für den Bau von Handys zentral sind, in die USA einschränken. Und: China setzt mehrere US-Konzerne auf seine schwarze Liste und belegt sie mit Sanktionen.
Nichts von stiller Diplomatie hält auch Kanada. Ontario, die einwohnerreichste Provinz, hat den Verkauf von amerikanischem Alkohol eingestellt. Die staatliche Behörde, die für den Verkauf von Alkohol zuständig ist, nahm alle US-Flaschen aus ihrem Sortiment und räumte die verbliebenen Bourbons und Biere aus seinen Regalen, «zum Wohle von Ontario». «Ellenbogen hoch» heisst es in Anlehnung an die Hockey-Sprache derweil im ganzen Land, wenn es um die Zollpolitik des südlichen Nachbars geht.
Wehrhaft zeigt sich auch die EU. Konkrete Massnahmen hat Brüssel zwar noch keine erhoben, aber klar gemacht, dass man notfalls bis zum Äussersten gehen würde. 25-Prozent-Zölle auf US-Güter wären denkbar. Dazu die Aktivierung der Anti-Zwangsmassnahme, ein eigentlich gegen chinesische Einflussnahme erschaffenes Instrument, das es der EU erlauben würde, US-Firmen von hiesigen Ausschreibungen auszuschliessen oder im Extremfall gar ihre Dienstleistungen in Europa zu verbieten.
Die Schlucker
Gegenzölle sind immer auch eine Gefahr für die eigene Wirtschaft. Dessen ist sich etwa Grossbritannien sehr bewusst. Regierungschef Keir Starmer (62) betont deshalb, Amerika bleibe der «wichtigste Verbündete» des Königreichs. Statt Gegenzöllen kündigte er Investitionen in die eigene Pharma-Forschung und eine Lockerung der Elektroauto-Vorschriften für britische Autobauer an.
Auch Indien sieht vorerst von Gegenmassnahmen ab. Stattdessen hat die Regierung in Delhi ein Fact-Sheet ausgearbeitet, das sie allen amerikanischen Diplomaten aushändigt, um Trumps Propaganda ein paar Wirtschaftsfakten über den Subkontinent entgegenzuhalten.
Zu den Schluckern gehört vorerst auch die Schweiz. Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter (61) hat in ihren Weihnachtsferien präventiv schon mal Trumps 1987 erschienenes Buch «Die Kunst des Deals» gelesen. Eine schlüssige Strategie gegen die US-Zollpolitik hat der Bundesrat aber noch nicht in der Schublade. Die Zeitungen von CH Media berichten, Bern wolle Trump Garantien für Schweizer Direktinvestitionen in den USA unterbreiten. Zudem versucht die Lobbyfirma Akin Gump im Auftrag unserer Landesregierung in Washington pro-helvetische Stimmung zu verbreiten.
Israel schickte keine Lobbyfirma, sondern seinen Regierungschef nach Washington. Da versprach Benjamin Netanyahu (75) Trump vor der versammelten Presse: «Israel wird seine Handelsbilanz mit Amerika ausgleichen – und zwar schnell.» Sein Land werde damit hoffentlich zum «Vorbild für alle anderen».
Die Originellen
Rund 70 Länder haben in den vergangenen Tagen direkte Gespräche mit dem Weissen Haus aufgenommen. Um da rauszustechen und sich Gehör zu verschaffen, muss man kreativ werden. So geschehen bei Argentiniens Präsident Javier Milei (54). Der ist am Mittwoch in Trumps Mar-a-Lago-Residenz gejettet und hat den US-Präsidenten in den sozialen Medien über den grünen Klee gelobt. Sein strategischer Schmeichelkurs gegenüber Trump – genau wie die USA ist auch Argentinien aus der Weltgesundheitsorganisation ausgetreten und hat seinem Beamtenstaat den Kampf angesagt – trägt allerdings noch keine Früchte.
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro (64) drehte den Spiess kurzerhand um und bedankte sich fast bei den USA für die neuen Strafzölle. Aus Amerikas Sicht seien sie «ein grosser Fehler», aus Kolumbiens Sicht dafür «begrüssenswert, weil wir als Lateinamerika von der neuen Geschlossenheit profitieren» können.
Aussergewöhnlich ist das Angebot von El Salvador. Präsident Nayib Bukele (43) hat den USA angeboten, zur Glättung der Handelswogen amerikanische Kriminelle aufzunehmen und sie bei sich in sein neues Terroristen-Megagefängnis zu werfen, in dem er bereits Tausende Gang-Mitglieder in riesigen Zellen schmoren lässt. Dass ein fremder Staat im Auftrag der US-Regierung amerikanische Gefangene einsperren soll, ist natürlich rechtlicher Unsinn. Trumps Antwort auf Bukeles Vorschlag aber fiel positiv aus: «Ich wäre glücklich damit!»