Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow (45) verkündete am Samstag überraschend, dass er eine «unbestimmte und lange» Pause von seinem Amt einlegen wolle.
«Ich habe erkannt, dass ich schon sehr lange auf meinem Posten sitze», schrieb er im Post zum Video. Weitere Details zu den Hintergründen seiner Entscheidung nannte er nicht. Nur so viel: «Bei uns im Kaukasus sagen wir: ‹Egal, wie lang erwartet ein Gast ist, wenn er rechtzeitig wieder abreist, ist es umso angenehmer.› Deswegen denke ich, dass auch meine Zeit gekommen ist, bevor man mich von alleine rausschmeisst.»
Wird Delimchanow neuer Tschetschenen-Chef?
Wie es mit ihm weitergeht, verrät der Bluthund von Wladimir Putin (69) nicht. Das unabhängige Portal Meduza hat mit einer anonymen Quelle aus den Regierungskreisen gesprochen. Demnach soll derzeit Kadyrows Wechsel an die Spitze der russischen Nationalgarde angeschaut werden. Somit würde Kadyrow den amtierenden Direktor Wiktor Solotow (69) ablösen.
Kadyrows Nachfolger in Tschetschenien wiederum soll Adam Delimchanow (52) werden, wie das Portal Wjorstka unter Berufung auf eine Quelle beim Verteidigungsministerium schreibt. Delimchanow ist ein Mitglied der Staatsduma. Er ist Medienberichten zufolge der Cousin von Ramsan Kadyrow und gleichzeitig einer seiner engsten Mitarbeiter.
Journalisten und Menschenrechtler werfen Delimchanow zahlreiche Menschenrechtsverletzungen vor. Zuletzt drohte er Familienmitgliedern eines Richters in einem Live-Video auf Instagram, die Kehlen durchzuschneiden. Der Richter, der sich für Menschenrechte einsetzte, hatte davor darüber berichtet, dass Dutzende seiner Familienmitglieder in Tschetschenien entführt worden seien.
Doch die russische Regierung steht hinter Delimchanow. Er tauchte in zahlreichen Kriegsvideos auf Social Media auf, die die Tschetschenen verbreitet hatten. In Mariupol fungierte er als Feldkommandeur. Ihm wird äusserste Brutalität nachgesagt. Am 6. April wurde er für seine Teilnahme an der russischen Invasion in der Ukraine mit dem Ehrentitel «Held der Russischen Föderation» ausgezeichnet.
Kadyrow sprach mehrfach von Rücktritt
Kadyrow regiert Tschetschenien seit 2007 mit eiserner Faust. Somit ist er der am längsten amtierende Präsident der Region. Er hat in der Vergangenheit wiederholt über seinen möglichen Rücktritt spekuliert. «Meine Zeit ist bereits vorbei. Es gibt eine Grenze für einen Mann», sagte er im Februar 2016. Im Herbst desselben Jahres fanden in Tschetschenien Wahlen statt, die Kadyrow erneut gewann.
Im November 2017 sagte er erneut, dass es sein «Traum» sei, zurückzutreten. «Es war einmal eine Zeit, in der wir Leute wie mich brauchten – um zu kämpfen, um Ordnung zu schaffen. Und heute haben wir Ordnung, Ehrfurcht und Verständnis in der Gesellschaft, in Russland», sagte er damals.
Ob Kadyrow dieses Mal Ernst macht, soll sich bald zeigen. Das Schlusswort soll jedoch in jedem Fall Wladimir Putin haben. Da sind sich die Experten russischen Medien zufolge sicher. Und auch Kadyrow hatte früher erklärt, dass er jede Entscheidung der russischen Führung bezüglich seiner Position akzeptieren würde. (man)