Eigentlich könnte Carolina Arruda (27) ein sorgenfreies Leben führen. Sie ist glücklich verheiratet, hat eine zehnjährige Tochter und studiert Tiermedizin, um sich ihren grossen Traum zu erfüllen. Doch die 27-Jährige aus Bambui im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais kann all das Schöne um sich herum nicht geniessen.
Die 27-Jährige leidet an Trigeminusneuralgie, eine Form von Gesichtsschmerz, der bei ihr vor 11 Jahren diagnostiziert wurde. «Plötzlich, heftig, kurz – wie ein Blitz.» So beschreibt das Unispital Zürich den Nervenschmerz auf seiner Webseite, der in «unregelmässigen Abständen wiederkehrt und einzelne Bereiche des Kopfes befällt». Weltweit sind von der Krankheit vier von 100'000 Menschen betroffen. Der Schmerz kann nur schon durch das Kauen, Zähneputzen, Trinken oder einem Niesen ausgelöst werden.
Sie versuchte auch experimentelle Methoden
Nicht einmal das starke Schmerzmittel Morphium konnte ihr Leiden lindern. Vor nicht allzu langer Zeit versuchte sie es mit Cannabidiol (CBD) – auch das half nur geringfügig. Eine wirkliche Verbesserung brachte es nicht. «Stell dir einen Schmerz vor, der das Sprechen, Lächeln und Essen unmöglich macht. Es sind die einfachsten Dinge, in denen ich eingeschränkt bin», sagt die Studentin zu CNN Brasil. «Manchmal kann ich mich nur hinlegen, in einer Ecke zusammenrollen und darauf warten, dass der Schmerz nachlässt – aber er verschwindet nie wirklich. Ich lebe 24 Stunden am Tag damit.»
Neben konventionellen Medikamenten hat Carolina auch experimentelle Methoden ausprobiert und sich vier Operationen unterzogen, jedes Mal mit der Hoffnung auf Erleichterung – jedes Mal vergebens. «Ich habe Zeit, Geld und enorm viel Energie investiert, um nach etwas zu suchen, das meine Schmerzen lindern könnte.»
Die Mutter von Isabela ist der Meinung, alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben und hat sich dazu entschieden, selbstbestimmt mit Sterbehilfe aus dem Leben zu scheiden. Dafür hat sie ein Crowdfunding gestartet, um in die Schweiz reisen zu können. Die Kosten belaufen sich auf knapp 150'000 brasilianische Real (knapp 25'000 Franken). Zusammengekommen sind bislang gut 21'000 Franken.
«Trotz der Unterstützung ist es eine Qual»
«Ich bin mit einem wundervollen Mann verheiratet, ich habe eine Tochter, die die Liebe meines Lebens ist und ich studiere, um Tierärztin zu werden und Tieren helfen zu können. Ohne die Schmerzen könnte ich diese wundervolle Zeit geniessen, doch die Realität sieht anders aus. Die Erkrankung hindert mich daran.» Die Entscheidung für Euthanasie war «für mich die schwierigste und zugleich die klarste», so Arruda.
«Trotz der Unterstützung meiner Familie und allem, was es für ein glückliches Leben braucht, machen die ständigen Schmerzen mein Leben zu einer echten Qual.» Jeden Tag habe sie versucht, einen Sinn zu finden, Hoffnung zu schöpfen. «Aber der Schmerz war immer da, ohne aufzuhören», fügte sie hinzu. «Es ist kein Mangel an Liebe zum Leben oder zu den Menschen um mich herum, es ist einfach ein Schrei nach Mitgefühl, nach einem würdigen Ende, weisst du?»
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net
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Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
- Nebelmeer – Perspektiven nach dem Suizid eines Elternteils: www.nebelmeer.net