Seit einer Woche gehen die Menschen in Chemnitz (D) auf die Strasse – dabei kam es zu Krawallen, Übergriffen auf Migranten und Journalisten, ausländerfeindlichen Parolen und Hitlergrüssen.
Angefangen hat alles mit einer Messerstecherei an einem Stadtfest am Sonntag vor einer Woche: Daniel H. (†35), ein Deutscher mit kubanischen Wurzeln, wurde mutmasslich von einem Asylbewerber erstochen. Als Tatverdächtige sitzen ein Iraker und ein Syrer in Untersuchungshaft. Nun ist das Gesicht von Daniel H. auch auf Plakaten von rechten Demonstranten zu sehen.
Seine Witwe Bianca T. äussert sich in der «Bild»-Zeitung entsetzt darüber, dass sein Tod von Rechten instrumentalisiert wird: «Daniel hätte das nie gewollt! Nie! Ich habe mir die Veranstaltungen am Sonnabend in der Stadt angesehen. Da ging es doch gar nicht mehr um Daniel.»
Sie fügt an: «Daniel war weder rechts noch links. Das, was da gerade läuft, wäre nie in seinem Sinn gewesen. Wir wollen nur noch in Ruhe trauern.»
Gratiskonzert gegen Rechts mit den Toten Hosen
Die ostdeutsche Stadt kommt nicht zur Ruhe. Gestern zogen mehr als 10'000 Menschen durch die Strassen. Rund 8000 Rechte demonstrierten gegen Flüchtlinge, 3000 Gegendemonstranten gegen den Fremdenhass.
Die AfD und das ausländerfeindliche Bündnis Pegida veranstalteten einen gemeinsamen Marsch, dem sich auch Demonstranten der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pro Chemnitz anschlossen.
Heute Abend wollen mehrere prominente Musiker Flagge gegen Hass, Gewalt und Ausländerfeindlichkeit zeigen. Zu dem Gratiskonzert unter dem Motto #wir sind mehr haben sich Bands wie die Toten Hosen, Kraftklub, Feine Sahne Fischfilet oder Marteria und Casper angekündigt. (rey/SDA)