Jetzt knöpfen sich die Taliban das Tal der Helden vor
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Rebellen sind zu allem bereit:Jetzt knöpfen sich die Taliban das Tal der Helden vor

Internetverbindung gekappt – Rebellen hoffen auf Ausweitung des Widerstands
Jetzt knöpfen sich die Taliban das Tal der Helden vor

Bisher trotzten die Bewohner des Pandschir-Tals den Taliban. Jetzt haben sich die Islamisten auf den Weg zu ihnen gemacht - es gab bereits erste Tote. US-Politiker fordern, dass Rebellen-Vertreter als neue Regierung Afghanistans anerkannt werden.
Publiziert: 31.08.2021 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2021 um 17:28 Uhr
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Die Spezial-Einheit der Taliban: die Badri 313.
Foto: AFP

Nach dem Abflug der letzten US-Maschine in der Nacht auf Dienstag haben die Taliban, was sie wollten: die Macht über Afghanistan. Doch halt! Nicht das ganze Land steht unter ihrer Kontrolle.

Im Pandschir-Tal leisten Ahmad Massoud (32), der Sohn des ermordeten Nationalhelden Ahmad Schah Massoud (1953-2001), sowie Amrullah Saleh (48), der gestürzte Vizepräsident der rechtmässigen Regierung, erbitterten Widerstand.

Hier posieren schwer bewaffnete Taliban-Kämpfer am Flughafen in Kabul
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Nach Abzug des US-Militärs:Hier posieren bewaffnete Taliban am Flughafen in Kabul

Sie haben mit ehemaligen Mitgliedern der regulären Armee sowie Waffen und Fahrzeugen der abgezogenen Nato-Truppen eine kleine Armee von ein paar Tausend Mann gebildet. Und sind zu allem entschlossen.

Erster Vorstoss – sieben tote Taliban

Bisher liessen die Taliban das rein schon geografisch schwer einzunehmende Tal links liegen. Doch nun könnte es im Tal der Helden zur Entscheidung kommen. Denn jetzt haben die Taliban im Pandschirtal einen ersten Vorstoss gewagt, berichtet Reuters. Es sei am Eingang zum Tal zu einem Angriff gekommen – wohl um die Verteidigung der Rebellen zu testen. Und die zeigte sich widerstandsfähig: Bei den Kämpfen seien sieben Taliban-Kämpfer getötet worden, zwei Rebellen verletzt.

Die Islamisten drohen: Entweder ihr macht bei der neuen Taliban-Regierung mit – oder wir greifen an. Die Taliban bieten den Führern des Tals eine Position im Emirat an. Ali Nazary hingegen, der «Aussenminister» der Pandschir-Rebellen, bleibt hart: «Das Problem ist, dass sie überhaupt keine Konzessionen eingehen wollen. Und wir sind nicht bereit, ein politisches System anzuerkennen, das nicht integrativ ist.»

Eine Aussage des russischen Botschafters in Kabul, Dmitry Zhirnow (44), macht den Talbewohnern allerdings nicht gerade Mut. Er sagte: «Die Kräfteverhältnisse sind so, dass sie Pandschir an einem Tag, vielleicht sogar in ein paar Stunden einnehmen könnten. Aber sie tun es nicht, um Blutvergiessen zu vermeiden.»

Internetverbindung gekappt

Offenbar versuchen die Taliban bereits, das Tal von der Aussenwelt abzuschneiden. Telefon- und Internetverbindungen sind jedenfalls lahmgelegt. Ali Nazary bleibt aber zuversichtlich. «Wenn die Taliban provokative Schritte unternehmen, wird sich der Widerstand ausbreiten und sich nicht nur auf Pandschir beschränken.»

Die Bewunderung für die Widerstandskämpfer ist weltweit gross. In den USA fordern zwei republikanische Politiker, Senator Lindsey Graham (66) und der Haus-Abgeordnete Mike Waltz (47), inzwischen, Saleh und Massoud als legitime Regierung Afghanistans anzuerkennen. (gf)

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