In Saudi-Arabien könnten die USA und Russland die halbe Welt unter sich aufteilen
Kann Putin schon am 9. Mai auf den Sieg über die Ukraine anstossen?

Über den Köpfen von Wolodimir Selenski und den europäischen Staatschefs hinweg verhandeln Donald Trump und Wladimir Putin über einen Waffenstillstand. Gerne würde Putin schon am 9. Mai den Sieg über die Ukraine verkünden.
Publiziert: 16.02.2025 um 17:45 Uhr
|
Aktualisiert: 16.02.2025 um 19:10 Uhr
Wladimir Putin am 9. Mai 2024: Kann er ein Jahr später den Sieg im Ukraine-Krieg feiern?
Foto: AFP

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_242.JPG
Guido FelderAusland-Redaktor

Und plötzlich kommt Bewegung in die Sache. Der von US-Präsident Donald Trump (78) angekündigte Waffenstillstand in der Ukraine scheint näher zu rücken. Nach ersten Gesprächen zwischen dem Weissen Haus und dem Kreml kommt es wohl zu einem Spitzentreffen zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien.

Möglicherweise wird schon in knapp drei Monaten ein Deal vorliegen, der die Waffen zum Schweigen bringen soll. Denn am 9. Mai, dem Tag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland, möchte sich der russische Präsident Wladimir Putin (72) gerne als Sieger im Krieg gegen die Ukraine feiern lassen.

Ja, alles deutet darauf hin, dass Putin als Gewinner aus dem von ihm vor drei Jahren begonnen Krieg hervorgehen wird. Trump geht es eher darum, möglichst schnell Ruhe zu schaffen, als die bisherigen Verhältnisse wiederherzustellen. 

1/11
Am Tag des Sieges über Nazi-Deutschland fahren die Russen jeweils grobes Geschütz auf.
Foto: IMAGO/SNA

So sieht Trumps Plan vor, dass Russland grosse Teile der eroberten Gebiete behalten darf. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth (44) sagte vergangene Woche in Brüssel jedenfalls, dass die Rückkehr zu den Grenzen vor 2014 unrealistisch sei. Auch eine Nato-Mitgliedschaft für die Ukraine ist vom Tisch. 

Ausrufung des Sieges am 9. Mai?

Für den Weg zum Waffenstillstand gibts bereits einen groben Fahrplan. Der US-Sonderbeauftragte für Russland und die Ukraine, Keith Kellogg (80), stellt eine Einbindung «aller Parteien in einen Friedensprozess» innerhalb 180 Tagen – also bis August – in Aussicht. 

Doch es könnte einiges schneller gehen. Denn an der Münchner Sicherheitskonferenz sprach der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) am Wochenende von einem konkreten Datum. Selenski: «Als Nächstes wird Putin versuchen, den US-Präsidenten am 9. Mai dieses Jahres auf den Roten Platz zu bringen – nicht als respektierten Staatsmann, sondern als Statist in seiner eigenen Vorstellung.»

Damit tönt der ukrainische Präsident an, dass die USA mit Russland bereits dann über einen Friedensdeal verhandelt haben könnten. 

«Das absolute Wunschdatum»

Der 9. Mai ist für die Russen der wichtigste Tag in der Geschichtspolitik. An diesem Tag feiern sie den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland. Jedes Jahr findet dann in Moskau eine riesige Militärparade statt, an der die Armee alle ihre bedrohlichen Waffen zeigt, so auch die nuklearfähigen Interkontinentalraketen vom Typ Jars. 

Ulrich Schmid (59), Russland-Experte an der Uni St. Gallen, sagt gegenüber Blick: «Der 9. Mai wäre für Putin das absolute Wunschdatum. Er passt in sein Narrativ, dass er Nazis bekämpft und besiegt hat.»

Schmid bezeichnet Selenskis Aussagen aber auch als Polemik. «Er zeichnet bewusst ein Schreckensszenario mit Trump auf dem Roten Platz, um einen für die Ukraine verlustreichen Deal zu verhindern.» Dass Trump am 9. Mai nach Moskau reisen wird, hält Schmid für unwahrscheinlich. 

Am Montag treffen sich die EU-Staats- und Regierungschefs in Paris zu Verhandlungen. Hauptthema: Wie geht Europa mit dem Deal zwischen Trump und Putin, bei dem weder die Ukraine noch Europa miteinbezogen werden, um? Polens Aussenminister Radoslaw Sikorski (61) schrieb auf X: «Wir müssen unsere Stärke und Einheit zeigen.»

Entscheidender Gipfel in Saudi-Arabien

Einige Tage später steht laut «Politico Europe» ein Gipfel zwischen den USA und Russland in Saudi-Arabien an. Warum gerade Saudi-Arabien? Neil Melvin, Direktor für Internationale Sicherheit bei der britischen Denkfabrik Royal United Services Institute, rechnet damit, dass Washington und Moskau eben nicht nur über die Ukraine, sondern auch über den Nahen Osten, die internationale Sicherheit und die Rüstungskontrolle verhandeln wollen. 

In Saudi-Arabien könnte Putin somit seinen Sieg aufgleisen. Melvin mutmasst auf Euronews: «Es besteht die Möglichkeit, dass es eine Art grössere Abmachung geben wird, bei der Russland in verschiedenen Bereichen einen Deal anstrebt, um seinen Einfluss auf die Ukraine zu erhöhen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?