In ihrem Video aus Gefangenen-Bus sind Schreie zu hören
Schweizerin bei Belarus-Demo verhaftet

In Belarus ist vergangenen Samstag eine schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin verhaftet worden. Die Schweizer Botschaft in Minsk steht in Kontakt mit den lokalen Behörden und der Familie vor Ort.
Publiziert: 26.09.2020 um 12:28 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2020 um 15:40 Uhr
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Die St. Gallerin Natalie Herrsche wurde bei einer Demo in Belarus verhaftet (hier links mit Fahne).
Foto: zvg

Seit Wochen geht der Autokrat Alexander Lukaschenko (66) mit brachialer Gewalt gegen sein Volk vor. Nun wurde die St. Gallerin Natalie Herrsche bei einer Demonstration in Minsk verhaftet. Sie soll zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt worden sein, wegen Widerstandes gegen die Polizei, sagen ihre Angehörigen in der Schweiz.

Das Aussendepartement (EDA) bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen entsprechenden Artikel des «St. Galler Tagblatts». Weitere Angaben dürfe das EDA aus Gründen des Daten- und Personenschutzes nicht machen. Laut der Samstagsausgabe der Zeitung handelt es sich um eine St. Gallerin, die vergangenen Samstag an der Frauendemonstration teilgenommen hatte. Weitere verhaftete Schweizer sind dem Eda nicht bekannt.

Der Freund der Verhafteten in der Schweiz hat noch ein letztes Video von Herrsche erhalten, aus einem Gefangenentransporter. «Ich bin verhaftet», habe sie gesagt. Im Hintergrund hörte man Schreie anderer Frauen, die im abgedunkelten Bus sassen. Wie es der Verhafteten geht – und wie die Haftbedingungen in der «letzen Diktatur Europas» sind, weiss der Freund nicht.

Mehr als 300 Festnahmen

Bei der Protestaktion von Frauen in Belarus (Weissrussland) gegen Staatschef Alexander Lukaschenko vom 19. September hat es nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 300 Festnahmen gegeben. Das Bürgerrechtsportal «spring96.org» veröffentlichte die Namen von 314 Frauen, die bei der Aktion in der Hauptstadt Minsk in Gewahrsam kamen.

Seit der Präsidentenwahl am 9. August kommt es in Belarus täglich zu Protesten. Lukaschenko hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren im Amt zum Wahlsieger erklären lassen. Der 66-Jährige strebt eine sechste Amtszeit an. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin.

Das EDA bestätigte, bereits im Anschluss an die umstrittenen Präsidentschaftswahlen seine Sorge über die angespannte Lage Ausdruck verliehen zu haben. Man habe die Behörden mehrmals unmissverständlich aufgerufen, die Menschenrechtsverpflichtungen zu achten, friedliche Demonstrationen zuzulassen und inhaftierte Demonstranten wieder freizulassen, so das EDA. (sda/sac)

Heisst es Weissrussland oder Belarus?

Ein Land, viele Namen: Seit 1991 trägt die ehemalige Weissrussische Sozialistische Sowjetrepublik die offizielle Bezeichnung Republik Belarus. Die Verwendung dieses Namens soll dem Missverständnis entgegenwirken, wonach das Land bloss ein Teil Russlands sei. Im deutschen Sprachraum setzt sich diese Bezeichnung aber erst langsam durch. Das Schweizer Aussenministerium schreibt jedoch konsequent «Belarus» und «belarusisch» – mit einem s. Auch bei den Flaggen herrscht Verwirrung: Die Demonstranten verwenden die alte weiss-rot-weisse Belarus-Fahne als Erkennungszeichen. Pro-Lukaschenko-Leute benutzen die offizielle rot-grüne Flagge.

Ein Land, viele Namen: Seit 1991 trägt die ehemalige Weissrussische Sozialistische Sowjetrepublik die offizielle Bezeichnung Republik Belarus. Die Verwendung dieses Namens soll dem Missverständnis entgegenwirken, wonach das Land bloss ein Teil Russlands sei. Im deutschen Sprachraum setzt sich diese Bezeichnung aber erst langsam durch. Das Schweizer Aussenministerium schreibt jedoch konsequent «Belarus» und «belarusisch» – mit einem s. Auch bei den Flaggen herrscht Verwirrung: Die Demonstranten verwenden die alte weiss-rot-weisse Belarus-Fahne als Erkennungszeichen. Pro-Lukaschenko-Leute benutzen die offizielle rot-grüne Flagge.

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