Die Militärbasis Alakurtti nahe der finnischen Grenze ist der wichtigste Militärstützpunkt Russlands nördlich des Polarkreises. Lange war es die einzige Basis im Westen des Landes, von der keine Truppen für den Ukraine-Krieg abgezogen wurden. Das hat sich nun wohl geändert.
Satellitenbilder belegen, dass die russischen Streitkräfte militärische Ausrüstung vom Stützpunkt in Alakurtti abgezogen haben. Laut dem finnischen Sender «Yleisradio» haben seit Mitte Mai mehr als 100 Fahrzeuge die Basis verlassen.
Auch Dutzende gepanzerte Transportwagen sind nicht mehr in Alakurtti stationiert. Das entfernte Material entspricht gemäss «Bild» einer Kampfkraft von etwa einem Bataillon, das aus rund 800 Soldaten besteht. Das würde bedeuten, dass mehr als ein Drittel der 2000 stationierten Kämpfer abgereist sind.
«Chronischer Personalmangel» in Putins Armee
Wo die abmarschierten Soldaten als Nächstes stationiert werden, ist nicht bekannt. Der Gedanke liegt aber nahe, dass Kreml-Chef Putin (69) die Truppen zur Verstärkung an der Front in der Ostukraine benötigt.
Zuletzt konnte Russland zwar die gesamte Region Luhansk einnehmen. Trotzdem glauben zahlreiche Militärexperten, dass es dem Kreml an Soldaten fehlt. So sagte der britische Analyst Jack Watling im Interview mit dem «Spiegel»: «Seit der Vorstoss auf Kiew gescheitert ist, herrscht ein chronischer Personalmangel.»
Um dieses Problem zu lösen, könnte Putin nun die Alakurtti-Truppen in die Ostukraine einberufen haben. Ausserdem setzt der russische Präsident auf ausländische Söldner. Das hat laut Watling einen weiteren Vorteil: «Es ist politisch weniger kostspielig, wenn sie getötet werden.» (obf)