«Jungen mit besonderen Bedürfnissen unter 15 Jahre: 17 Pfund.» Dieser Satz geht in den sozialen Medien viral. Dabei handelt es sich um die Preisliste eines Haarsalons in London. Für den Haarschnitt eines Jungen verlangt der Coiffeur 15 Pfund, also rund 17 Franken. Für einen Jungen mit «special needs» hingegen verlangt er 4 Pfund Aufpreis, wie die «Daily Mail» berichtet. Problematisch: «Special needs» bedeutet nicht nur «spezielle Bedürfnisse», sondern wird im Englischen auch als Bezeichnung für Menschen mit Behinderung verwendet.
Nachdem eine Frau das Schild abfotografiert und auf Facebook gepostet hatte, erntete der Besitzer des Ladens, Shwan K.* (49), heftige Kritik im Netz. Die Userin kommentierte ihren Beitrag: «Ich bin nie gegen kleine Unternehmen. Aber das hat mich wirklich verärgert.» Dem Coiffeur wird Diskriminierung gegen Menschen mit Behinderung vorgeworfen.
Preisaufschlag aufgrund von längerer Arbeitszeit
K. betreibt den Laden schon seit über 17 Jahren und hat sich eine kleine Community aufgebaut. Beim Schild habe er nicht gewusst, was «special needs» genau bedeute – denn Englisch sei nicht seine Muttersprache. Der Preisaufschlag basiere auf der Arbeitszeit: Wenn er länger als eine Stunde für den Haarschnitt braucht, verrechne er auch mehr, erklärt sich der Ladenbesitzer gegenüber der «Daily Mail». «Das Schild war ein Versehen», so der Besitzer weiter. «Wir haben hier eine Autismus-Spezialistin, und wir hatten keine Ahnung. Wenn sie mir gesagt hätte, dass das Wort falsch ist, hätte ich das Schild einfach abgenommen.»
Das Preisschild sei nur wenige Monate im Laden aufgehängt gewesen. Er habe es sofort abgenommen, als er die Beschwerden gelesen hatte. «Ich bin traurig über die Art und Weise, in der dieses Schild aufgenommen worden ist. Meine Mitarbeiter und ich, wir haben immer unser Bestes gegeben, um starke Mitglieder der Gemeinschaft zu sein.»
«Sehr gut im Umgang mit Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen»
K. lebt mit seinen drei Kindern in London. Der grosse Hass im Netz habe ihm ganz schön zugesetzt, wie er der britischen Zeitung erzählt. Jemand soll ihn sogar übers Telefon bedroht haben. «Der Hass hat mich sehr getroffen, aber die Menschen vor Ort wissen, was wir für ein Geschäft sind. Meine Kunden haben mich online oft verteidigt. Ich habe Tausende von unterstützenden Nachrichten von ihnen erhalten.»
Der Familienvater betont, dass er viele Kunden von ganz England hat. «Wir sind sehr gut im Umgang mit Kindern mit unterschiedlichen Bedürfnissen», verteidigt sich K. «Ich habe einen Fehler gemacht und ihn korrigiert, ich bin doch auch nur ein Mensch.» (mgf/rkn)
* Name bekannt