Russische Häftlinge werben für den Ukraine-Krieg
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Der Aufruf zur Unterstützung:Russische Häftlinge werben für den Ukraine-Krieg

«Hier ist alles super»
Russische Ex-Knackis rufen Zellengenossen zum Krieg auf

Auf Telegram verbreiten sich Videos von russischen Häftlingen, die jetzt in der Ukraine kämpfen. Sie erzählen, dass das Leben im Krieg besser als im Gefängnis sei und wollen so weitere Kameraden rekrutieren.
Publiziert: 12.09.2022 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2022 um 12:34 Uhr
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Auf Telegram sind Videos aufgetaucht, in denen Soldaten dazu aufrufen, gegen die Ukraine zu kämpfen.
Foto: Screenshot
Jenny Wagner

Dem russischen Militär gehen die Soldaten aus. Aus Verzweiflung hat Präsident Wladimir Putin (69) über private Söldnergruppen bereits Gefängnisinsassen rekrutieren lassen – und genau die sollen jetzt auch ihre Zellengenossen für den Krieg gegen die Ukraine begeistern. Auf Telegram gehen Videos herum, in denen Ex-Knackis an der Front ihre «Brüder» und «Jungs» aus den Straflagern dazu aufrufen, sich ihnen anzuschliessen und mit in den Krieg zu ziehen. Die Videos wurden unter anderem auf dem Kanal «Gulag YES» veröffentlicht.

In den letzten Tagen konnte das ukrainische Militär einige Gebiete zurückerobern. Vor allem in den Regionen Charkiw und Donezk werden immer mehr Orte befreit, russische Truppen fliehen teils Hals über Kopf. In den Videos der kämpfenden Ex-Knackis hingegen herrscht Superstimmung: Sie versichern ihren alten Zellengenossen, dass es ihnen gut gehe an der Front: «Wir haben genug Vorräte und Waffen», stellt ein Soldat klar. «Schliesst euch uns an, es ist eine grossartige Möglichkeit, sein Leben zu verbessern.»

Kämpfen für ein besseres Leben

Die Gefangenen aus den russischen Straflagern stecken oftmals in einer aussichtslosen Situation. Ihnen wird Geld und Freiheit in Aussicht gestellt, wenn sie in den Krieg ziehen. Für viele scheint der Krieg zudem eine willkommene Abwechslung zum Leben im Knast zu sein, wo jeder Tag gleich ist und teilweise brutale Bedingungen herrschen. «Ich habe es keinen Augenblick bereut, hierhergekommen zu sein», verrät ein junger Häftling im Video.

Selbst die Verwundeten verbreiten in den Videos gute Laune. Eine Gruppe von Verletzten erzählt in einem Spital, dass sie etwas unter Beschuss gekommen seien und sich deshalb auskurieren müssten. «Da waren viele Nazis», so der Anführer der Gruppe. Er trägt eine Baseballkappe auf der klar und deutlich ein «Z» zu sehen ist, das Symbol für Putins «Spezial-Operation». «Aber wir haben denen den Arsch versohlt», prahlt er. «Wie ihr sehen könnt, hat es uns dabei leider auch ein bisschen erwischt. Aber uns geht es gut. Bald kämpfen wir wieder», beendet er die Ansprache etwas zögerlich. Ein anderer meint gar: «Wir werden weiter fortschreiten bis nach Kiew.»

«In Wirklichkeit ist hier alles super»

Die Kämpfer betonen, dass die Medien den Krieg schlechtreden würden. «Hört nicht auf den ganzen Scheiss, den die euch erzählen. Kommt in unsere Reihen!», ruft ein Mann in Kampfmontur auf. Ein anderer Rekrutierter hebt seinen Daumen nach oben und sagt mit einem breiten Grinsen: «In Wirklichkeit ist hier alles super.»

Zumindest ein Video wirkt ernüchternd. Ein junger Soldat steht mitten im Schützengraben und hält eine Waffe. Mit zittriger Stimme sagt er: «Alles, was man uns versprochen hat, stimmt», erklärt er und bezieht sich dabei auf die Söldnergruppen, die den Häftlingen die Freiheit versprechen. Leise fügt er hinzu: «In vier Monaten bin ich zu Hause.» Die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Denn bevor er zurück zu seiner Familie darf, muss er noch vier Monate durchhalten. Im Hintergrund hört man mehrere Explosionen.

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