Darum gehts
Donald Trump (78) ist zurück – und mit ihm sein harter Kurs gegen China. Höhere Zölle, wirtschaftlicher Druck, aggressive Rhetorik: Alles soll Peking schwächen. Doch der US-Präsident könnte damit genau das Gegenteil auslösen. Was, wenn China am Ende als der wahre Gewinner aus diesem Konflikt hervorgeht?
Harte Zölle, aber wenig Wirkung?
Trump hat diese Woche zusätzliche Zölle auf chinesische Waren verhängt. «Bislang ist das Verhältnis noch stabil, aber ich glaube, dass wir am Anfang einer Eskalation stehen», sagt Simona Grano, China-Expertin an der Uni Zürich. Sie geht davon aus, dass Trump die Zölle weiter erhöhen wird. Am Dienstag hatte er angekündigt, die Abgaben von 10 auf 20 Prozent zu steigern.
Doch China reagierte schnell mit neuen Zöllen auf Produkte der US-Landwirtschaft. «China hat gelernt, mit den US-Zöllen umzugehen», erklärt Grano. Das Land will zeigen, dass es sich nicht einschüchtern lässt. Wie sehr die Massnahmen beiden Seiten wirtschaftlich schaden, bleibt unklar.
Für die US-Wirtschaft könnte Trumps Strategie problematischer sein als für China. Amerikanische Unternehmen, die auf chinesische Lieferketten angewiesen sind, beklagen steigende Kosten. Auch Landwirte, deren Produkte nun mit Vergeltungszöllen belegt sind, geraten unter Druck. Zudem kontrolliert China stark den Handel mit «seltenen Erden». Im letzten Jahr stammten 70 Prozent der globalen Produktion dieser Metalle aus China – von denen auch US-Grosskonzerne stark abhängig sind. Gleichzeitig stärkt China seine Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Handelspartnern – von Südostasien bis Lateinamerika.
China füllt die Lücken, die die USA hinterlassen
Während Trump internationale Organisationen schwächt und US-Hilfen für unterschiedlichste globale Projekte einstellt, baut China seinen Einfluss aus. «China positioniert sich als stabile und verlässliche internationale Führungsmacht», sagt Grano. Besonders Entwicklungsländer profitieren von Pekings Finanzhilfen.
«China hat sich in Afrika und Lateinamerika als bevorzugter Partner etabliert», so Grano. Peking investiert in Infrastrukturprojekte und sichert sich damit neue Verbündete. Während die USA auf Abschottung setzen, nutzt China die Gelegenheit, seine globalen Beziehungen zu stärken.
Chinas Handelsbeziehungen mit Afrika und Lateinamerika haben sich stark intensiviert. Während Washington Handelsbeschränkungen verhängt, schliesst China langfristige Abkommen mit Ländern wie Brasilien, Argentinien und Kenia. Lateinamerika liefert Soja, Kupfer und Öl nach China, während afrikanische Staaten von Pekings Investitionen in Strassen, Häfen und digitale Infrastruktur profitieren. Während sich die USA aus multilateralen Abkommen zurückziehen, wächst Chinas wirtschaftlicher Einfluss dort, wo Washington Lücken hinterlässt.
Besonders deutlich zeigt sich das in der Belt-and-Road-Initiative. China finanziert Grossprojekte in Schwellenländern, die damit wirtschaftlich noch stärker von Peking abhängig werden. «Viele Entwicklungsländer sehen in China eine verlässliche Alternative zu den USA», erklärt Grano.
Chinas Schattenseite: Interne wirtschaftliche Herausforderungen
Trotz des globalen Machtzuwachses kämpft China mit internen wirtschaftlichen Problemen. «Die Immobilienkrise, stagnierender Binnenkonsum und eine demografische Krise setzen das Wachstum unter Druck», sagt Grano. Experten bezweifeln, dass die angekündigten fünf Prozent Wirtschaftswachstum realistisch sind.
Während in den USA der Konsum rund 70 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht, sind es in China nur 38 Prozent. Die Regierung versucht, das Wachstum durch höhere Staatsausgaben zu stabilisieren, doch Investoren bleiben skeptisch. «China muss sich dringend wirtschaftlich unabhängiger vom Export machen, doch die derzeitige Strategie zeigt noch keine schnellen Erfolge», erklärt Grano.
China als stabiler Partner
Trump will China wirtschaftlich unter Druck setzen, doch seine Politik spielt Peking auch in die Hände. Die US-Politik hinterlässt Unsicherheit – und schafft Raum für Chinas wirtschaftliche Expansion.
«Sollte Trump multilaterale Partnerschaften weiter schwächen, wird China diese Rolle übernehmen», erwartet Grano. Schon während Trumps erster Amtszeit profitierte China von den Rückzügen der USA aus internationalen Gremien. Nun wiederholt sich das Muster: Während Washington protektionistische Mauern errichtet, nutzt Peking die Chance, sich als stabile Handelsmacht zu präsentieren.
Ironischerweise könnte Trump mit seinem harten Kurs genau das Gegenteil dessen erreichen, was er eigentlich beabsichtigt: Er stärkt die geopolitische Position Chinas.