Wer es im russischen Militär an die Spitze schafft, bleibt in der Regel nicht lange dort. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine sorgt der Kreml immer wieder für Aufsehen. Präsident Wladimir Putin (70) tauscht seine Oberbefehlshaber in immer kürzer werdenden Abständen aus.
Erst vor wenigen Tagen hat Putin den stellvertretenden russischen Verteidigungsminister für Logistik Michail Misinzew (59) – bekanntgeworden als «Schlächter von Mariupol» – gefeuert. Misinzew wurde erst im November in diese Position befördert. Nun ist er bereits wieder weg.
Die US-Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW) zeigt in einer neuen Analyse auf, wie oft Putin bereits seine Armee-Spitze ausgetauscht hat. Die Experten analysieren zudem die Auswirkungen des ständigen Austauschs auf die Soldaten an der Front.
Das Fazit ist eindeutig: «Die regelmässigen Kommandowechsel haben zu einem zunehmend zersplitterten russischen Militär geführt», schreibt das ISW. «Dies beeinträchtigt die Fähigkeiten der Armee massiv, einen zusammenhängen Feldzug in der Ukraine durchzuführen.»
Putin will Erfolge für sich
Schon zu Beginn des Kriegs habe der russischen Armee eine klare Kommandostruktur gefehlt, analysieren die Experten des ISW weiter. Putin habe gezögert, einen Oberbefehlshaber zu ernennen. So habe er zeitweise sogar noch versucht, selbst das Kommando zu übernehmen. Doch das war zum Scheitern verurteilt.
Denn: Putin glaubte daran, dass Kiew innert weniger Tage fallen würde. So hätte sich der Kreml-Chef den Fall der Ukraine selbst anrechnen können. «Putin wollte womöglich nicht, dass ein schneller Erfolg einem Militärkommandanten angerechnet wird – und nicht ihm», so das ISW.
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Danach habe er versucht, seinen Fehler zu korrigieren – und tauschte dabei immer wieder Personen aus. Dies habe zu Chaos innerhalb der Armee geführt, schreiben die Militär-Experten.
Allerdings hätten selbst politische Hardliner im Militär in den vergangenen Monaten keine besonderen Erfolge in der Ukraine erzielen können. Die Bilanz des ISW: «Der ständige Austausch der Militär-Spitze macht es nur noch schwieriger, einen erfolgreichen Krieg zu führen.»