Gnadenlos-Massnahme im Krieg
Russen schicken Verwundete direkt zurück an die Front

Wer gehen kann, kann auch kämpfen: so scheint die neue Devise des russischen Militärs zu lauten. Bürgerrechtlerinnen berichten, dass Verwundete nach der Behandlung im Spital statt zur Erholung direkt wieder ins Kampfgebiet müssen.
Publiziert: 13.01.2023 um 17:34 Uhr
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Kreml-Chef Wladimir Putin fehlen die Soldaten. schickt selbst verwundete Soldaten wieder an die Front.
Foto: keystone-sda.ch
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Jenny WagnerRedaktorin News

Granatsplitter in den Gliedmassen und durchlöcherte Lungen – viele Soldaten an der Front kommen nicht ohne Verletzungen aus dem Gefecht. Doch es kommt noch schlimmer. Wie das unabhängige Nachrichtenportal Agentsvo schreibt, werden verwundete Russen zurück an die Front geschickt, bevor die Ärzte die Genehmigung dafür erteilen.

Normalerweise funktioniert das System in Russland so: Werden verwundete Soldaten nach der Behandlung aus dem Spital entlassen, prüft eine ärztliche Kommission, ob diese wieder arbeits- beziehungsweise diensttauglich sind.

Doch nun schlagen Mediziner, Menschenrechtsaktivisten und Juristen in Russland Alarm. «Seit Ausbruch des Kriegs ist das System völlig ruiniert worden», kritisiert Walentina Melnikowa, Mitglied des Komitees der Soldatenmütter. «Ärzte können nicht mehr überprüfen, ob jemand diensttauglich ist», sagt sie.

Laut Melnikowa werden russische Soldaten mit schweren Verletzungen ohne die Erlaubnis der Kommission von ihren Kommandeuren ins Kampfgebiet zurückbeordert. Es gebe eine «eine inakzeptable Menge solcher Fälle».

Mit zerschossener Lunge zurück an die Front

Zwei Soldaten zum Beispiel, die zwei Monate lang wegen schweren Lungenverletzungen behandelt wurden, entsandte man gemäss Melnikowa zurück an die Front statt vor die Ärzte-Kommission. Soldaten, deren Organe durch Granaten verletzt wurden, ereilte dasselbe Schicksal.

Auch für Soldaten mit Geschwürkrankheiten und Männer, die im Krieg Schlaganfälle oder Herzinfarkte erlitten haben, gibt es offenbar keine Zeit zur Erholung. Auch sie müssen oft zurück in die Ukraine.

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«So etwas sollte wirklich nicht passieren»

Olga Demichewa, Mitglied des Menschenrechtsrats, sagt gegenüber staatlichen Nachrichtenagentur Ria Novosti: «Soldaten mit Empfehlung zur Rehabilitation und Nachsorge wurden sofort zurück an die Front geschickt, wodurch die Behandlung völlig umsonst war und die Menschen schwere gesundheitliche Folgen davon tragen.»

Wenn Verletzungen nicht richtig behandelt und Körperteile nicht amputiert werden, breiten sich Krankheiten aus. Die Vorfälle würden sich häufen. «So etwas sollte wirklich nicht passieren», so Demichewa.

Viele mobilisierte Soldaten beschweren sich inzwischen, dass sie lediglich als Kanonenfutter gesehen werden und teilweise ohne Ausrüstung oder ohne Ausbildung in den Kampf geschickt werden.


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