Wer in der Schweiz ein Restaurant oder eine Bar will, braucht unter Umständen zusätzlich zum Corona-Zertifikat auch noch ein negatives Testergebnis. In Deutschland soll 2G plus eine feste Regel in allen Gastrobetrieben werden.
Doch ist so ein Schnelltest auch wirklich zuverlässig? Die Genfer Virologin Isabella Eckerle (42) kritisiert, dass die Antigentests die Menschen möglicherweise in eine falsche Sicherheit wiegen. Erste Ergebnisse aus dem Labor am Universitätsklinikum zeigten, «dass viele Tests selbst hochpositive Proben nicht erkennen, obwohl die Patienten, von denen die Proben stammen, sehr wahrscheinlich bereits ansteckend waren», sagt sie im Interview mit der «Wirtschaftswoche».
Schnelltests können helfen Infektionsketten zu unterbrechen
Jemand, der morgens mittels Schnelltest noch negativ getestet werde, könnte am Abend bereits infektiös sein. Denn die Inkubationszeit bei Omikron sei kürzer als bei den anderen Varianten. Ihr Fazit: «Wer sich jetzt in ein Restaurant setzt, riskiert trotz aller Hygienemassnahmen eine Omikron-Infektion.» Denn gerade dort, wo man sich mehrere Stunden ohne Maske aufhalte, laut rede und esse, sei eine Ansteckung nicht unwahrscheinlich, sagt Eckerle.
Warum die Tests falsch negative Ergebnisse liefern, sei noch unklar. Es könnte am Virus selber liegen oder aber daran, dass viele Menschen bereits geimpft und auch geboostert sind. Und Antigentests brauchen in der Regel – im Gegensatz zu einem PCR-Test – eine viel grössere Menge an Virus, um anschlagen zu können.
Dennoch ist Eckerle überzeugt, dass die Schnelltests – wenn das Ergebnis positiv ausfällt – auch helfen können, Infektionsketten schneller zu unterbrechen. Vermehrt auf PCR zu setzen, würde ihrer Meinung nach wenig nutzen. Denn die Zirkulation des Virus sei bereits zu hoch und die Kapazitäten ausgeschöpft.
«Infizierte sind überall»
Auf Twitter schreibt die Virologin zudem: «Infizierte sind überall. Man geht aus dem Haus, und trifft auf jemanden, der das Virus hat.» Sie selber habe alleine im Verlaufe von Dienstagvormittag von drei positiv getesteten Kontaktpersonen erfahren.
Eckerle betont auch, dass der Booster zwar eine Zeit lang gut vor einer Infektion und vor allem vor einem schweren Verlauf schütze. Allerdings würde Omikron früher oder später «wohl jeden erwischen», das gehöre für sie zur Realität.
Dieser Umstand wiederum könnte dann zu einer «Grundimmunität» in der Bevölkerung führen. Die Expertin sagt, das werde «der erste Schritt in Richtung Endemie sein». (man)