Die Hamas-Attacke vom 7. Oktober 2023 schockierte die gesamte Welt – rund 1200 Israelis verloren ihr Leben, 251 weitere wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seither herrscht in der Region Krieg.
Nun ist ein neues Dokument aufgetaucht, das belegen soll, dass die israelischen Verteidigungskräfte (IDF) Kenntnis davon hatten, dass die Hamas einen Angriff plant.
Wie der israelische Sender Kan News berichtet, sei das Dokument namens «Detailed End-to-End Raid Training» bereits am 19. September in der Gaza-Division der IDF in den Umlauf gebracht worden.
Hamas soll selbst Anzahl der Geiseln geplant haben
Das Dokument wurde nach anhaltender Kritik, dass der Angriff nicht vorhergesehen werden konnte, enthüllt. Darin werden Reihen von Übungen beschrieben, die im Vorfeld des Angriffes von Eliteeinheiten der Hamas durchgeführt wurden. Bei den Übungen wurden Entführungen und Überfälle geprobt. Auch wurde den Hamas-Kämpfern beigebracht, wie die Geiseln zu versorgen seien, sobald sie in den Gazastreifen verschleppt wurden.
Selbst die Anzahl Geiseln habe die Hamas geplant – rund 200 bis 250 sollten laut ihrem Plan nach Gaza entführt werden. Auch festgehalten wurde, wie diese zu behandeln seien und wann man ihnen mit dem Tod drohen oder sie gar töten dürfe.
Wie Kan News berichtet, seien diese Entwicklungen jedoch nicht nur den IDF bekannt gewesen, sondern auch dem Geheimdienst: «Sicherheitsquellen sagten Kan News, dass das Dokument der Geheimdienstführung bekannt war, zumindest in der Gaza-Abteilung.»
Risiko von Geheimdienstarbeitern falsch eingeschätzt
Geheimdienstmitarbeiter hätten die Übungen der Hamas-Einheiten beobachtet und daraus geschlossen, dass das extremste Szenario sich darauf belief, dass ein paar Dutzend Hamas-Kämpfer die Grenze an drei Stellen durchbrechen werden, dabei aber wohl kaum grossen Schaden anrichten könnten.
Aufgrund der neuen und hoch entwickelten Sicherheitsbarriere zwischen Gaza und Israel wurde der Erfolg des Angriffes von der IDF erst recht als niedrig eingestuft. Diese Schutzmauer versagte jedoch am 7. Oktober, als rund 3000 Hamas-Kämpfer in Israel eindrangen. Ein Soldat, der beim Verfassen des Dokumentes mitgeholfen hatte, erklärte, ihm sei nach dem Massaker «zum Weinen, Schreien und Fluchen zumute» gewesen.
Die Regierung und hochrangige Mitglieder des Militärs beteuerten derweilen, nichts von dem Dokument gewusst zu haben.
IDF kündigt Untersuchung an
Wie «The Jerusalem Post» berichtet, könnte das Scheitern der Regierung, rechtzeitig zu reagieren, auf Nachlässigkeit hochrangiger Beamter oder einer falschen, vorherrschenden Auffassung innerhalb des israelischen Sicherheitsapparates zurückzuführen sein.
So sei man damals davon ausgegangen, die Beziehungen zu Gaza seien auf dem Weg zur Besserung, wie auch ein Militärkorrespondent erklärte: «Das Sicherheitssystem strebte damals nach einer Befriedung des Gazastreifens, mithilfe einer Verbesserung der Lebensumstände der Zivilbevölkerung, Arbeitsgenehmigungen für Palästinenser und der Aufhebung von Warenbeschränkungen.»
Während die IDF das Dokument nicht anerkannten, kündigten sie anfangs Juni trotzdem eine Aufarbeitung möglicher Versäumnisse im Vorfeld der Angriffe an. Die Resultate würden dann «transparent der Öffentlichkeit» präsentiert werden.