Bei einem nicht öffentlichen Informationsgespräch im südkoreanischen Parlament habe der staatliche Aufklärungsdienst die Schwester des nordkoreanischen Machthabers Kim Yong Un, Kim Yo Jong, als «De-facto-Führerin Nummer zwei» bezeichnet, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap am Donnerstag unter Berufung auf Abgeordnete. Sie sei für die Politik gegenüber Südkorea und den USA verantwortlich.
Als potenziellen Nachfolger habe der Machthaber aber weder seine jüngere Schwester noch irgendjemand anderen ausgewählt. Durch Übertragung von Befugnissen für die Staatsgeschäfte solle Kim Jong Un Arbeitsstress abgenommen und «die Schuld für den Fall des politischen Scheiterns» von ihm abgewendet werden, hiess es. «Der Vorsitzende Kim hat nach wie vor absolute Autorität, doch einiges von ihr ist nach und nach übergeben worden.»
Einflussreiche Beraterin
Wie der Geheimdienst zu seiner Einschätzung gelangt ist, blieb unklar. Nordkorea ist eines der am meisten isolierten Länder. Wegen seines Atomwaffenprogramms ist es harten Sanktionen des UN-Sicherheitsrats unterworfen.
Kim Yo Jong, deren Alter in Südkorea auf 32 geschätzt wird, gilt schon seit einigen Jahren als einflussreiche Beraterin ihres Bruders. Im März dieses Jahres hatte die Parteifunktionärin erstmals eine eigene politische Erklärung abgegeben. Darin reagierte sie mit Verbalattacken auf die Kritik Südkoreas an neuen nordkoreanischen Raketentests.
Im Juni hatte Nordkorea das Verbindungsbüro zu Südkorea in die Luft gesprengt. Hinter der Zerstörung steckte Kim Yo Jong.
Der Vizevorsitzende der mächtigen Kommission für Staatsangelegenheiten in Nordkorea, Pak Pong Ju, sowie der neue Ministerpräsident Kim Tok Hun kontrollieren den Berichten zufolge jetzt den Wirtschaftssektor. Zwei weitere Parteikader für den militärischen Bereich hätten ebenfalls mehr Befugnisse erhalten. (SDA)