Auf einen Blick
- Trump weist Vorwürfe des Wahlkampfmissbrauchs bei Kranzniederlegung zurück.
- Es kam zu einer Auseinandersetzung zwischen Trumps Team und einer Friedhofsmitarbeiterin.
- Der Vorfall führte zu einer Anzeige beim Nationalfriedhof – und sorgte für viel Kritik.
Trump hatte am Montag auf dem Friedhof nahe der US-Hauptstadt Washington bei einer Kranzniederlegung der vor drei Jahren bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan getöteten US-Soldaten gedacht. Auch einige Familienmitglieder der Opfer waren anwesend. Bei der Visite kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Trumps Team und Mitarbeitern des Friedhofs. Kritiker warfen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump vor, er habe seinen Besuch für Wahlkampfzwecke missbraucht. Seine Kampagne wies das zurück.
Zu den Vorwürfen äusserte sich nun auch Trump. Familien von in Afghanistan getöteten US-Soldaten hätten ihn gefragt, ob er zur Kranzniederlegung komme, sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Potterville im Bundesstaat Michigan. «Und als wir dort waren, sagten sie: ‹Könnten Sie Fotos am Grab meines Sohnes, meiner Schwester, meines Bruders machen?› Würden Sie Fotos mit uns machen, Sir? Ich sagte: ‹unbedingt›», schilderte Trump die Situation. «Ich gehe hin, sie bitten mich um ein Foto und dann heisst es, ich hätte Wahlkampf gemacht», klagte Trump und sagte diese Vorwürfe kämen alle «aus Washington».
Trump-Sprecher verunglimpfte Friedhofsmitarbeiterin
Trumps Team veröffentlichte nach der Kranzniederlegung ein Wahlkampfvideo mit Aufnahmen der Veranstaltung im Nationalfriedhof auf der Plattform TikTok. Eine Friedhofsmitarbeiterin hatte zuvor Film- und Fotoaufnahmen auf einem bestimmten Teil des Geländes unterbinden wollen. In der Folge wurde sie von zwei Trump-Mitarbeitern beschimpft und zur Seite geschubst, wie die US-Rundfunkorganisation NPR berichtete.
Diese Vorwürfe hatte ein Trump-Sprecher ebenfalls zurückgewiesen. Ein Fotograf sei zugelassen gewesen, schrieb er auf X. Gegenüber NPR erklärte dieser weiter, die Friedhofsmitarbeiterin habe wohl «an einer psychischen Störung» gelitten und sich Mitgliedern des Trump-Teams physisch in den Weg gestellt.
Die US-Rundfunkorganisation NPR berichtete, zwei Trump-Mitarbeiter hätten bei dem Besuch einen Mitarbeiter des Friedhofs beschimpft und zur Seite geschubst, als dieser Film- und Fotoaufnahmen auf einem bestimmten Teil des Geländes habe unterbinden wollen.
US-Militär: Friedhofsmitarbeiterin «abrupt beiseitegestossen»
Schliesslich schaltete sich auch das US-Militär ein und teilte mit, dass eine Friedhofsmitarbeiterin «abrupt beiseitegestossen» worden sei, als sie versuchte, die Einhaltung der Friedhofsregeln zu gewährleisten. Zu den Regeln gehöre auch, dass politische Aktivitäten auf dem Friedhofsgelände untersagt und Fotos in bestimmten Bereichen des Friedhofs nicht erlaubt seien. Das Militär teilte nicht mit, wer die Mitarbeiterin gestossen habe. Die Familie eines getöteten US-Soldaten hatte sich nach der Veranstaltung öffentlich beschwert, dass das Grab ihres Angehörigen auf den Bildern zu sehen sei.
Der Nationalfriedhof teilte auf Anfrage mit: «Wir können bestätigen, dass es einen Vorfall gab und dass eine Anzeige erstattet wurde.» Um die Identität der betroffenen Person zu schützen, würden derzeit keine weiteren Angaben gemacht. Der Friedhof betonte, wahlkampfbezogene Aktivitäten seien auf dem Friedhof per Gesetz verboten.
Trump äusserte sich mehrmals abfällig über Soldaten
Eine liberale Veteranen-Organisation, die den Demokraten nahesteht, kritisierte den von Trump veröffentlichten Videoclip in den sozialen Medien scharf und beklagte, er schere sich nur dann um getötete Soldaten, wenn er dies zu seinem eigenen Vorteil ausnutzen könne. Auch von anderen gab es Kritik.
Trump hat sich in der Vergangenheit vielfach mit abfälligen Kommentaren über Soldaten und Veteranen hervorgetan. Erst vor wenigen Tagen hatte er bei einem Auftritt gescherzt, dass die höchste zivile Auszeichnung im Land deutlich besser sei als die höchste militärische Auszeichnung – denn deren Empfänger seien «entweder in sehr schlechtem Zustand, weil sie so oft von Kugeln getroffen wurden, oder sie sind tot».