Beatrice Fihn (39) ist enttäuscht. Die Chefin der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (Ican), die 2017 den Friedensnobelpreis erhalten hat, hätte mehr vom Gipfel in Genf erwartet. Im Blick hatte sie exklusiv einen Aufruf an die beiden Präsidenten Putin und Biden verfasst. Ihr Appell: Nutzt eure Zeit in Genf, um die Abrüstung voranzutreiben.
Die Präsidenten hätten zwar versprochen, die Grundlage für die künftige Rüstungskontrolle zu schaffen, schreibt Fihn auf ihrer Webseite. Entscheidend wäre aber gewesen, dass sie weitere Verpflichtungen zur Reduzierung ihrer Atomwaffenarsenale gemäss dem UNO-Atomwaffenverbotsvertrag eingegangen wären.
Und weiter: «Ican unterstützt die Diplomatie, aber das Ergebnis dieses Gipfels wird dem Ernst der Lage nicht gerecht. Das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes ist höher als je zuvor.»
Biden und Putin an Bord
Der Gipfel in Genf hätte für beide Präsidenten eine Gelegenheit sein können, uns aus dieser sehr gefährlichen Position, in der wir uns gerade befinden, herauszuholen und echte Fortschritte in Richtung nuklearer Abrüstung zu machen, schreibt Fihn auf der Webseite von Ican.
Die Schwedin Beatrice Fihn hatte vor dem Gipfel im Blick an Biden und Putin appelliert, «in Genf einen historischen Meilenstein zu setzen». Sie schrieb: «Nach heutigen Massstäben werden die Bomben, die in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wurden und über 215'000 Zivilistinnen und Zivilisten töteten, als ‹kleine› Atomwaffen betrachtet. Selbst wenn eine einzige Bombe eingesetzt wird, wird es keine Kapazitäten geben, um den leidenden Menschen wirksame Hilfe zu leisten. Es wird keine Hilfe kommen.»
Ican fordert «echte Fortschritte» bei der Abrüstung und dass möglichst alle Länder den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen. Bisher wurde der von 84 Ländern unterschrieben. «Biden und Putin sollten auch an Bord kommen.» (gf)