Offiziell finden seit Monaten keine Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland statt. Inoffiziell aber sollen tatsächlich wieder Gespräche laufen – und zwar hinter dem Rücken von Russlands Präsident Wladimir Putin (70). Das berichtet Andriy Chernyak, Vertreter des ukrainischen Geheimdienstes, im Gespräch mit dem griechischen Portal «Iefmerida».
Laut Chernyak soll der ukrainische Geheimdienst mit mächtigen Verbündeten Putins Gespräche führen. Diese Personen seien gegen die Invasion in der Ukraine. Offizielle Vertreter des Kremls seien die russischen Gesprächspartner indes nicht. Die Gespräche würden stattdessen ohne das Wissen Putins durchgeführt.
Der ukrainische Geheimdienst habe «Mechanismen der Zusammenarbeit auch mit Personen gefunden, die Putin sehr nahe stehen.» Darunter seien auch Personen, die in der Öffentlichkeit «als Unterstützer des grossen Russlands bekannt sind», offenbarte Chernyak. «Es gibt einige Leute in Putins Kreis, die seine Politik gegenüber der Ukraine nicht unterstützen. Sie tun dies nicht, weil sie der Ukraine freundschaftlich verbunden wären oder den Krieg generell verabscheuen. Vielmehr geht es um diesen spezifischen Krieg.»
Noch keine Sturz-Pläne
Viele Personen in Putins engstem Kreis hätten durch den Krieg in der Ukraine an Geld und Einfluss verloren. «Das gefällt ihnen nicht, deshalb reden sie», so der Geheimdienst-Offizier. Wie konkret die Gespräche über Verhandlungen bereits sind, liess er im Gespräch mit dem griechischen Portal offen.
Einen Umbruch innerhalb des Kremls oder gar den Sturz von Putin würden die engen Vertrauten indes noch nicht planen. «Das kommt nur infrage, wenn Putin geschwächt genug ist. Derzeit ist das noch nicht der Fall. Deshalb sind diese Personen auch nicht bereit, schon jetzt einen Umsturz anzuzetteln.»
Ein neuer Bericht des estnischen Geheimdienstes offenbarte am Wochenende die wahren Ziele Putins. Demnach soll der russische Präsident nicht nur die gesamte Ukraine erobern wollen, sondern auch die Einheit des Westens zerschlagen. Auch der ukrainische Geheimdienst kann aus aktuellen Erkenntnissen ähnliche Schlüsse ziehen. «Putin interessiert sich nicht nur für die Ukraine. Ihn interessiert ganz Europa», sagte Chernyak. «Putin wird nicht aufhören, wenn er die Ukraine erobert hat. Er wird weiter gehen.» (zis)