Frau von Häftling schildert Begegnung mit Assads Folterknechten
«Als ich nach ihm fragte, folterten sie mich»

Seit Tagen zeigt sich die Brutalität des Assad-Regimes in vollem Umfang. Häftlinge berichten von jahrelanger Folter. Immer noch suchen Syrer in den Gefängnissen nach ihren Liebsten. Nun zeigt die Geschichte einer Mutter, wie nah Freude und Horror beieinander liegen.
Publiziert: 11.12.2024 um 16:43 Uhr
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Aktualisiert: 11.12.2024 um 16:44 Uhr
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In Syrien suchen Hunderte Angehörige nach ihren Liebsten.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Syrer suchen verzweifelt nach freigelassenen Familienmitgliedern aus Assads Gefängnissen
  • Grausame Zustände in syrischen Gefängnissen, viele Häftlinge starben unter Folter
  • Zehntausende Menschen werden immer noch vermisst, Hunderte campieren vor Gefängnissen
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Mit Fotos, Ausweisen und Screenshots suchen Syrerinnen und Syrer landesweit nach ihren Liebsten. Die Verzweiflung ist den Menschen anzusehen: Zerrissen zwischen Verzweiflung und Hoffnung ergreifen sie die Chance, ihre vor Jahren inhaftierten und mittlerweile freigelassenen Familienmitglieder wiederzufinden. 

Viele der Vermissten landeten während des 13-jährigen Bürgerkriegs in Assads Zellen. Die Zustände in den Gefängnissen waren grausam. Tausende Häftlinge starben im Höllenknast von Saydnaya im Norden von Damaskus. Mit Fotos, Ausweisen und Screenshots versuchen ihre Verwandten, den Aufenthaltsort ihrer Angehörigen zu ermitteln.

Alaa, eine Mutter von sechs Kindern, gehört zu denjenigen, die Glück hatten: Ihr Ehemann Muhammed (38) konnte am Samstag aus Saydnaya befreit werden. Er befindet sich mittlerweile zu Hause, ist aber immer noch nicht ganz bei Bewusstsein. 

Trauer und Verzweiflung

Vor acht Monaten wurde Muhammed ins Höllengefängnis Saydnaya gebracht. Er musste zuvor in Assads Armee dienen, desertierte jedoch mehrmals. «Er wurde dort gequält», sagt Alaa gegenüber «The Independent». 

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Nach Ausbruch des Bürgerkriegs floh die Familie zunächst in den Libanon, kehrte aber 2014 nach Syrien zurück, weil es an Lebensmitteln und Bildungsmöglichkeiten für die Kinder mangelte. Nach der Rückkehr wurde ihr Mann sofort in Assads Armee eingezogen und schliesslich nach Saydnaya gebracht. 

«Wir waren plötzlich so glücklich»

Doch auch Alaa musste Folter ertragen. «Immer wenn ich nach seinem Zustand fragte, folterten sie mich. Ich konnte ihn nie sehen», sagt Alaa. Als Muhammed befreit wurde, brach die ganze Familie in Tränen aus. «Von einem auf den anderen Moment waren wir so glücklich. Meine Kinder hatten ihren Vater wieder.»

Leider endete die Befreiungsaktion nicht für alle Familien mit einem Happy End: Hunderte Menschen campieren vor den über 100 Gefängnissen in Syrien und graben sich mit den Händen durch Abwasserkanäle.

Ihre Hoffnung: die spärlichen Habseligkeiten ihrer Verwandten zu finden. Geschwister versuchen verzweifelt, über Online-Portale, Kontakt zu ihren inhaftierten Brüdern zu erhalten. «Vor etwa einem Monat bekam ich von einem Soldaten die Nachricht, dass mein Bruder in Saydnaya sitzt. Jetzt ist der Kontakt zu dem Soldaten abgerissen und ich habe keine Ahnung, wo mein Bruder ist», berichtet eine Frau.

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