Dass Kremlchef Wladimir Putin (70) sehr um seine eigene Sicherheit bedacht ist, ist kein Geheimnis. So soll nicht er nur drei Doppelgänger haben, sondern aus Angst vor Anschlägen mittlerweile auch nur noch mit einem Panzer-Zug unterwegs sein.
Wie Gleb Karakulow, ein ehemaliger Sicherheitsbeamter von Russland, nun enthüllt, soll es um Putins Paranoia schlimmer stehen als bislang angenommen. Im Interview mit der Plattform Dossier Center, ein Investigativ-Projekt des Kreml-Feindes Michail Chodorkowski (59), gibt der Ex-Sicherheitsoffizier, der im vergangenen Jahr übergelaufen ist, Einblicke in ein geheimes Zugnetz, identische Büros in verschiedenen Städten und eine strenge persönliche Quarantäne. Aus Sicherheitsgründen wurde das Interview, das bereits Ende 2022 geführt wurde, erst jetzt veröffentlicht.
Kremlchef soll kein Handy besitzen
Karakulow war jahrelang für die mächtige Behörde des Föderalen Schutzdienstes (FSO), die mit dem Schutz der höchsten russischen Beamten betraut ist, tätig. Nach eigener Aussage hat er den Kremlchef auf über 130 Reisen begleitet. Ihm zufolge hat Putin, den er als «krankhaft ängstlich um sein Leben» beschreibt, «den Kontakt zur Welt verloren».
«Er hat in den letzten Jahren in einem Informationskokon gelebt und die meiste Zeit in seinen Residenzen verbracht, die die Medien sehr treffend als Bunker bezeichnen», so der ehemalige russische Beamte. Zudem umgebe sich Putin mit einer undurchdringlichen Barriere aus Quarantänen und einem Informationsvakuum.
So soll sich Putin bei der Beschaffung seiner Informationen ausschliesslich auf die Berichte seiner Sicherheitsdienste verlassen. «Er erhält nur Informationen aus seinem engsten Kreis.» Putin besitze nämlich nicht einmal ein Mobiltelefon und nutze das Internet nicht.
Putin befinde sich nach wie vor in Selbstisolation
Seit dem Ausbruch der Coronapandemie habe sich Putins Lebensstil nochmals erheblich verändert. «Er hat sich von der Welt abgekapselt», sagte Karakulow.
Auch drei Jahre später lebe der Kremlchef nach wie vor in Selbstisolation. Zu gross sei seine Angst, sich mit Covid-19 anzustecken. Wer Putin besuchen will, müsse sich einer zweiwöchigen Quarantäne unterziehen. Zudem würden auch weiterhin strikte Testvorschriften gelten und alle Kreml-Mitarbeitende hätten sich impfen lassen müssen.
«Er schätzt nur sein eigenes Leben»
Doch nicht nur in Bezug auf Corona, auch wenn es um seinen Aufenthaltsort geht, ist Putin übervorsichtig. So soll es laut dem russischen Nachrichtendienst Proekt ein geheimes Eisenbahnnetz geben, an das alle Residenzen des russischen Präsidenten angeschlossen sind.
Karakulow zufolge soll der Kremlmachthaber zudem in St. Petersburg, Sotschi und Nowo-Ogarjowo identische Büros nutzen, um zu verschleiern, wo er sich gerade aufhält. Regelmässig würden die Geheimdienste zudem gefälschte Autokolonnen und Scheinflugzeuge benutzen, um Putins Abreise vorzutäuschen. «Dies ist ein Trick, um erstens ausländische Geheimdienste zu verwirren und zweitens Anschläge auf sein Leben zu verhindern», so der Ex-Beamte.
In den Augen von Karakulow ist Putin ein Kriegsverbrecher. «Er schätzt nur sein eigenes Leben und das Leben seiner Familie und Freunde.» Deshalb fordert er seine Kollegen auf, Informationen preiszugeben, die der russischen Öffentlichkeit vorenthalten werden. (dzc)