Aus Angst vor Anschlägen
Putin reist jetzt mit Panzer-Zug statt Flugzeug

Mit gepanzerten Waggons und neuen Stationen bei seinen Residenzen reist Wladimir Putin quer durch Russland. Das Flugzeug nutzt er kaum mehr – wohl aus Angst vor Terroranschlägen.
Publiziert: 15.02.2023 um 00:52 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2023 um 07:22 Uhr
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Wladimir Putin, hier 2012 in einem Waggon, reist nun des Öfteren auf Schienen.
Foto: kreml.ru

Vor dem Einmarsch seiner Armee in der Ukraine reiste Russlands Präsident Wladimir Putin (70) vor allem mit dem Flugzeug zu Terminen. Nun aber sitzt der Kreml-Boss vor allem im Zug – wohl aus Angst vor Anschlägen. Die Plattform Dossier Center, ein Investigativ-Projekt des Kreml-Feindes Michail Chodorkowski (59), berichtet darüber.

Dabei lässt sich der russische Präsident in einem Spezial-Zug quer durch das Land fahren. Äusserlich wirken die Waggons unscheinbar, sind in schlichtem Weiss mit grauen und roten Akzenten gehalten – wie viele andere Züge in Russland. Auf den Dächern finden sich jedoch Funkantennen, die zur verschlüsselten Kommunikation dienen. Damit der Zug nicht auffällt, sind die Antennen mit Abdeckungen vor neugierigen Blicken geschützt.

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Zug wird nach Jahren erstmals genutzt

Trotzdem unterscheidet sich der Zug in seiner Komposition von gängigen Personenzügen. Er wird von drei Lokomotiven gezogen, alle Waggons sind zum Schutz vor Anschlägen gepanzert. Deswegen sind die Waggons auf sechs Achsen gebaut, ein normaler Zug wird auf vier Achsen gebaut.

Der Zug besteht aus einem speziellen Präsidenten-Waggon mit einem Schlaf- und einem Konferenzzimmer. Weitere Waggons sind für die Begleiter Putins vorgesehen. Zudem wird ein spezieller Waggon mitgeführt. Dieser wurde extra umgebaut und kann für verschlüsselte Geheimkommunikation genutzt werden. Der Kostenpunkt von Putins Panzer-Zug: umgerechnet knapp 12,5 Millionen Franken, wie Dossier Center schreibt.

In Betrieb genommen wurde der Zug im Jahr 2014 oder 2015. Allerdings hat der ihn Kreml kaum genutzt – bis im August 2021. Damals begann Putin, den Spezial-Zug regelmässig für seine Geschäftsreisen zu nehmen. Zum gleichen Zeitpunkt begann die russische Armee, seine Truppen an der Grenze nahe der Ukraine zusammenzuziehen, berichtet das Dossier Center.

Innenleben unbekannt

Anders als sein Flugzeug kann Putins Zug nicht auf öffentlichen Webseiten getrackt werden. Zudem ist sein Zug laut dem Bericht ständig abfahrbereit. Reist Putin irgendwo hin, müssen alle anderen Züge ihren Fahrplan ändern. So kann der Panzer-Zug stets mit maximaler Geschwindigkeit und ohne Zwischenstopp unterwegs sein.

Wie der Zug von innen aussieht, ist unklar. Das letzte Foto von Putin in einem Zug stammt aus dem Jahr 2012. Damals war der russische Präsident noch in einer älteren Version eines Zuges unterwegs. Bilder zeigen ihn an einem Mahagoni-schreibtisch. Ein Foto vom Innenleben des neuen Zuges gibt es nicht.

Neue Bahnhöfe gebaut

Laut Fotos, die dem Dossier Center vorliegen, soll der Zug unter der Flagge des Grand Service Express fahren. Diese Firma ist eng verknüpft mit Putins Freund Juri Kowaltschuk (51). Der Milliardär und Geschäftsmann gilt als Kassenwart des engen Kreises um den russischen Präsidenten und verwaltet über diverse Firmen einen Teil des präsidialen Vermögens. Ob es sich bei dem Zug auf den Fotos wirklich um den Präsidenten-Zug handelt, ist unbekannt. Gemäss Putin nahestehenden Quellen, mit denen Dossier Center gesprochen hat, sehe er äusserlich zumindest gleich aus.

Damit Putin möglichst schnell vom Kreml zu seinen Residenzen reisen kann, wurden alle Residenzen des russischen Präsidenten an die Zuglinie angeschlossen. Laut dem Investigativ-Portal Projekt seien auf Satellitenbildern neue Bahnstationen aufgetaucht. Diese würden sich nur wenige hundert Meter von Putins Liegenschaften befinden. Die Stationen seien meist hinter hohen Zäunen verborgen und mit Überwachungskameras ausgestattet. (zis)

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