Ex-Muslim wollte alle bestrafen
Taleb A. hat Grausames angerichtet, aber sein Ziel verfehlt

Der Anschlag von Magdeburg hätte nie passieren dürfen. Ein krasser Fehler der lokalen Behörden. Politisch aber hat Deutschland dazugelernt. Das zeigt die Reaktion aller Kanzlerkandidaten von AfD bis zur Linken. Ein Kommentar.
Publiziert: 21.12.2024 um 13:42 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2024 um 18:51 Uhr
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat mindestens zwei Menschenleben gefordert.
Foto: AFP

Auf einen Blick

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Samuel SchumacherAusland-Reporter

Politischer Extremismus und religiöser Fanatismus sind gefährliche Brüder im Geiste. Für beide hat es keinen Platz – weder in Deutschland, noch hier bei uns. Das zeigt der Anschlag von Magdeburg in aller Deutlichkeit.

Taleb A.* (50), ein vom Glauben abgekommener Ex-Muslim aus Saudi-Arabien, der seit fast zwanzig Jahren in Deutschland lebte und als Arzt in einer psychiatrischen Klinik arbeitete, wollte Deutschland dafür bestrafen, dass es zu offen sei, zu grosszügig gegenüber Muslimen. Das zeigt ein Blick auf die wirren Nachrichten, die der AfD-Anhänger und Elon-Musk-Fan vor dem Anschlag auf der Plattform X veröffentlicht hatte. Sein Ziel aber hat er verfehlt.

Eine Gesellschaft dafür hassen, weil sie seine eigene politische Haltung nicht teilt; Menschen deswegen töten, weil sie zu tolerant sind gegenüber anderen: Das ist abgrundtief böse.

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Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg hat mehrere Menschenleben gefordert.
Foto: AFP

Scholz, Weidel, Merz und Co. überraschen

Dass acht Jahre nach Anis Amris Auto-Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz überhaupt noch irgendjemand mit einem Mietwagen in eine friedliche Menge auf einem Weihnachtsmarkt rasen kann, zeugt von einem fatalen Fehler der Behörden in Magdeburg. Das hätte nie passieren dürfen.

Politisch aber hat Deutschland dazugelernt. Die Reaktionen der Kanzlerkandidaten von ganz rechts bis ganz links auf den Magdeburger Anschlag: geschlossen. AfD-Kandidatin Alice Weidel (sie reagierte am schnellsten), SPD-Kanzler Olaf Scholz, CDU-Kandidat Friedrich Merz, Grünen-Kandidat Robert Habeck und auch die Linke-Kandidatin Sahra Wagenknecht: Sie alle zeigten sich «bedrückt», «erschüttert», schickten gute Gedanken an Opfer und Hinterbliebene und grossen Dank an alle Helfenden.

Schuldzuweisungen? Politisches Fingerzeigen? Ist nicht passiert. In adventlicher Friedfertigkeit steht Deutschlands Politik geschlossen gegen den Extremismus. Internen Zwist sucht man vergeblich – zumindest bis jetzt.

Elon Musks üble Angriffe

Was für ein Kontrast zum Gebaren des derzeit lautesten Aktivisten in Übersee: Elon Musk (53) kommentierte den Anschlag auf X gleich mehrfach, spie Gift und Galle. Der reichste Mann der Welt ging so weit, zu sagen, dass Deutschland jetzt den Preis für seine woke Politik bezahle und man Olaf Scholz und die anderen Verantwortlichen dafür bestrafen müsse.

Gut möglich, dass Scholz bei den Neuwahlen im Februar einen hohen Preis für seine Politik bezahlen muss. Die Debatten über Deutschlands Zukunft werden hitzig sein.

Jetzt aber, in diesem schwarzen Moment vor Weihnachten, steht Deutschland zusammen. Die Gesellschaft ist stärker als das Unheil, das sie spalten will. Taleb A. hat mit seiner Amokfahrt Grausames angerichtet. Sein Ziel aber hat er verfehlt.

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