Blick-Reporterin erlebte Terroranschlag vom Berliner Breitscheidplatz
Plötzlich sind die Erinnerungen wieder da

Die Amokfahrt von Magdeburg weckt Erinnerungen an den Terroranschlag vom Berliner Breitscheidplatz. Am 19. Dezember 2016 bretterte Attentäter Anis Amri mit einem LKW über den Weihnachtsmarkt und tötete 13 Menschen.
Publiziert: 01:29 Uhr
1/6
19. Dezember 2016: Jessica von Duehren wenige Stunden nach dem Attentat vor dem Weihnachtsmarkt auf dem Berliner Breitscheidplatz.
Foto: Jessica von Duehren

Auf einen Blick

  • Auto rast in Menschenmenge auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
  • Erinnerungen an den Anschlag auf dem Breitscheidplatz 2016 werden wach
  • Anis Amri tötete 13 Menschen, vier Tage später wurde er erschossen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_768.JPG
Jessica von DuehrenCo-Ressortleiterin Desk/Teamlead News

Als ich um kurz vor 20 Uhr die Push-Mitteilung auf meinem Handy lese, bekomme ich Gänsehaut. Ein Auto rast in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Es ist wie ein Déja-vu, von dem ich gehofft hatte, dass ich es nie erleben müsste. Denn als Terrorist Anis Amri (†24) am 19. Dezember 2016 mit einem LKW auf dem Berliner Breitscheidplatz 13 Menschen tötete, sass ich nur wenige Hundert Meter entfernt in einem Restaurant – und feierte meinen 26. Geburtstag mit meiner Familie.

Wir sassen in einem Restaurant in einer Seitenstrasse des Kurfürstendamms, lachten, während es auf dem Breitscheidplatz neben der Gedächtniskirche zum Drama kam. Gegen 20.30 Uhr kamen damals die ersten Meldungen: Lastwagen rast in Weihnachtsmarkt – ein Toter, mehrere Verletzte. Ein paar Minuten später waren es mindestens zwei Tote, kurz darauf stieg die Zahl auf neun.

«Geht es euch gut?»

Erste Spekulationen am Tisch: Hatte der Fahrer einen Herzinfarkt? Oder war es ein Anschlag? Unsere Handys klingelten im Minutentakt: «Geht es euch gut? Seid ihr in Sicherheit?» Die Restaurantbesitzer schlossen die Tür ab – der Täter ist auf der Flucht, hiess es.

Tatsächlich wurde Amri erst vier Tage später in der italienischen Stadt Sesto San Giovanni bei einer Ausweiskontrolle von Polizisten erschossen. Später wurden den Behörden grosse Vorwürfe gemacht. Amri hatte sich schon lange radikalisiert, bereits 2015 hatte es entsprechende Meldungen bei der deutschen Polizei gegeben. 

Betonpoller gaben uns Sicherheit

Die Tage nach dem Anschlag fühlte es sich an, als wäre Berlin in einen Schleier der Trauer gehüllt. Zehntausende kamen täglich zum Breitscheidplatz, legten Blumen nieder, beteten, weinten. In den darauffolgenden Jahren rüstete Europa auf, die Sicherheitsbarrieren rund um die Weihnachtsmärkte wurden für uns zur Gewohnheit. Sie gaben uns Sicherheit. Gebracht haben sie, zumindest in Magdeburg, nichts. 

Während gestern in Berlin wie jedes Jahr in einem Trauerakt den Opfern des Terrors vom Breitscheidplatz gedacht wurde, habe ich in Zürich meinen 34. Geburtstag gefeiert. Nur einen Tag später kommt es in Deutschland erneut zu einer Amokfahrt auf einem Weihnachtsmarkt – und die Erinnerungen sind wieder da.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?