Aufnahmen zeigen die Verhaftung des Täters
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«Du bleibst liegen!»:Aufnahmen zeigen die Verhaftung des Täters

Deutschland unter Schock
Das musst du zur Amokfahrt von Magdeburg wissen

Wenige Tage vor Heiligabend ist ein schwarzer BMW in die Besucher auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Publiziert: 21.12.2024 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2024 um 13:39 Uhr
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Mit diesem BMW fuhr ein Mann am Freitagabend über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Amokfahrt auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Zwei Tote, viele Verletzte
  • Täter ist 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien mit unbefristeter Aufenthaltsbewilligung
  • Mindestens 60 Menschen verletzt, darunter 15 Schwerstverletzte
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Was genau ist passiert?

Während Menschen die Vorweihnachtszeit auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg (D) geniessen, rast plötzlich um kurz nach 19 Uhr ein schwarzer BMW über das Gelände. Aufnahmen zeigen, wie der SUV mitten durch die Menge fährt. Einige Besucher bleiben danach regungslos am Boden liegen. Panik bricht aus. Menschen schreien und weinen. Auf einmal herrscht Chaos.

Laut Polizeiangaben fuhr der Wagen rund 400 Meter über das Weihnachtsmarktgelände, wie die «Bild» berichtet. Kurz nach der Amokfahrt konnte der Täter festgenommen werden.

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Wie viele Tote und Verletzte gibt es?

Bei der Amokfahrt wurden laut Ministerpräsident Reiner Haseloff (70) mindestens zwei Menschen getötet. Es handelt sich dabei um einen Erwachsenen und ein Kleinkind. Am Samstagmittag wird bekannt: Die Zahl der Toten steigt auf 5. Auch die Zahl der Verletzten wurde nach oben korrigiert. Von mindestens 60 Menschen auf 205. Angesichts der Schwere der Verletzungen sei nicht auszuschliessen, «dass wir den Verlust von noch weiteren Menschenleben zu beklagen haben könnten», so Haseloff.

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Ist es ein Terroranschlag?

Stadtsprecher Michael Reif sagte, es sei «ein Anschlag». Ob ein Terror-Netzwerk dahintersteckt, ist bislang unklar. Nur so viel: Nach Informationen aus Sicherheitskreisen ist der mutmassliche Täter nicht als Islamist bekannt.

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Was ist über den Täter bekannt?

Beim Täter soll es sich um Taleb A.* (50) handeln. Er stammt aus Saudi-Arabien und lebt seit 2006 in Deutschland. 2016 wurde er als Flüchtling anerkannt und hat eine unbefristete Aufenthaltsbewilligung als Arzt. Er war nach Informationen aus Sicherheitskreisen bisher nicht auffällig oder als Islamist bekannt.

Der «Welt» zufolge arbeitet Taleb A. als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie im Massregelvollzug in Bernburg. Das ist eine Einrichtung des Landes Sachsen-Anhalt für suchtkranke Straftäter. Laut der «Mitteldeutschen Zeitung» war er seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Zuvor hatte er einen verwirrten Eindruck auf Kollegen gemacht. Er fühlte sich verfolgt. «Offenbar, weil er sich in dieser Zeit als Aktivist betätigt hat. Dieser Aktivismus hat sich vermutlich zuletzt wahnhaft verdichtet», so eine Quelle zur «Mitteldeutschen Zeitung». Einige hätten gespürt, dass es ihm nicht gut geht. 

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Gibt es ein Motiv?

Der Hintergrund des Vorfalls oder das Motiv des Täters sind unklar. Die Behörden haben sich dazu bislang nicht geäussert. Klar ist nur: In sozialen Medien und Interviews erhob Taleb A. zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen unter anderem vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Nachdem er vor Jahren mit seiner Unterstützung für saudische Frauen, die aus ihrem Heimatland fliehen, an die Öffentlichkeit gegangen war, schrieb er später auf seiner Website in englischer und arabischer Sprache: «Mein Rat: Bittet nicht um Asyl in Deutschland.»

Auf seinen Profilen finden sich zudem Einträge, die als Ankündigungen eines Anschlags interpretiert werden können. «Ich versichere euch, dass zu 100 Prozent bald die Rache kommt. Auch wenn es mich mein Leben kostet», schrieb er etwa. Zudem schrieb er auf Arabisch von der «Umsetzung» einer «Operation».

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Welche Reaktionen gibt es auf die Amokfahrt?

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (68) zeigte sich entsetzt. «Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen», sagte er. Kanzler Olaf Scholz (66) erklärte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Er dankte «den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden». Ähnlich äusserten sich zahlreiche weitere Politikerinnen und Politiker.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (54) sagte der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Hilfe des Bundes bei den Ermittlungen zu. Nach einem Telefonat mit Sachsen-Anhalts Ministerin für Inneres und Sport, Tamara Zieschang (54), erklärte Faeser, sie habe ihrer Kollegin «jede mögliche Unterstützung des Bundes zugesagt».

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Wie hat das Ausland auf die Amokfahrt reagiert?

Mehrere ausländische Regierungen bekundeten nach dem Anschlag ihre Solidarität. Bundespräsidentin Viola Amherd (62) zeigte sich erschüttert über die Tat in Magdeburg. «Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen», schreibt sie auf dem Kurznachrichtendienst X. Die Schweiz stehe in diesen schweren Stunden an der Seite Deutschlands.

«Die Vereinigten Staaten sind schockiert und traurig über die tragischen Nachrichten aus Magdeburg», sagte der Sprecher des US-Aussenministeriums, Matthew Miller, am Freitag. Er erklärte auch, dass die USA bereit seien, Hilfe zu leisten.

Der französische Präsident Emmanuel Macron (47) schrieb auf X, er sei angesichts des «Horrors, der an diesem Abend den Weihnachtsmarkt in Magdeburg» getroffen habe, «zutiefst schockiert». Frankreich teile «den Schmerz des deutschen Volkes und bringt seine volle Solidarität zum Ausdruck».

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (47) schrieb bei X, sie sei «zutiefst erschüttert» über den «brutalen» Angriff. Auch der spanische Regierungschef Pedro Sánchez (52) teilte im Onlinedienst mit, er sei «schockiert» über den «schrecklichen Angriff» in Deutschland.

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Was sagt Saudi-Arabien?

Saudi-Arabien hat den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg verurteilt und seine «Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer» bekundet. Die Regierung in Riad habe ihre «Ablehnung von Gewalt» bekräftigt, erklärte das saudi-arabische Aussenministerium am Freitag im Onlinedienst X.

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Werden die Sicherheitsmassnahmen verschärft?

Zahlreiche Städte reagierten auf den mutmasslichen Anschlag mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen vor allem rund um Weihnachtsmärkte. So ist die Polizei unter anderem in Hamburg, Leipzig und Halle an der Saale mit mehr Personal und teilweise auch mehr Fahrzeugen präsent und sichert vor allem Zufahrtswege. Der Weihnachtsmarkt in Erfurt, der nach dem mutmasslichen Anschlag in Magdeburg am Freitagabend geräumt wurde, öffnete am Samstag wieder, das Bühnenprogramm entfällt aber aus Pietätsgründen. Auch Hessen, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen verstärkten die Polizeipräsenz auf Weihnachtsmärkten

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