Wird Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu (68) jetzt abgesetzt? Nach dem Abzug der Wagner-Truppen aus Russland stellte sich Präsident Wladimir Putin (70) am Sonntag zunächst noch hinter Schoigu. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow (55) sagte, ihm sei nicht bekannt, dass sich die Haltung von Präsident Putin gegenüber Schoigu geändert habe.
Putin selbst zeigte sich am Dienstag bei einem Auftritt mit Soldaten an der Seite Schoigus. Eine Ankündigung des Kreml-Chefs lässt allerdings aufhorchen. Putin sagte, es werde «in nächster Zukunft» Veränderungen in der Führungsetage des russischen Militärs an. Ob damit Schoigu gemeint ist, liess Putin offen.
Propaganda-Kanäle heizen Gerüchte an
Die Spekulationen rund um eine Absetzung Schoigus werden damit nicht leiser. Der Austausch der Militär-Führung ist eine essenzielle Forderung von Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (62), der in den vergangenen Wochen immer wieder gegen Schoigu und dessen Verbündete schoss.
Auch russische Propaganda-Kanäle heizen Gerüchte rund um eine mögliche Absetzung Schoigus kräftig an. Ersetzt werden soll Schoigu gemäss den Berichten auf Telegram durch den Gouverneur der Region Tula, Alexej Djumin (50). Er gilt als enger Vertrauter von Wladimir Putin, war unter anderem Chef der russischen Spezialkräfte. Ende 2015 übernahm er für einige Monate bereits das Amt des stellvertretenden Verteidigungsministers, ehe er zum Gouverneur ernannt wurde.
Prigoschin-Vertrauter
Laut dem Schweizer Militärexperten Marcus Keupp wäre die Ernennung von Djumin ein Erfolg für Prigoschin. Dieser gelte als Verbündeter des Wagner-Bosses.
«Die Ernennung wäre kein Zufall», schreibt Keupp am Montag auf Twitter. Der Experte spekuliert, Prigoschin kontrolliere nun vermutlich als Teil des Deals, «wer an die Ressourcen des Verteidigungsministeriums kommt». Auch das war eine essenzielle Forderung des Wagner-Bosses, der sich in den vergangenen Monaten immer wieder über ausbleibende Munitionslieferungen beklagt hatte.
Schoigu wurde von Prigoschin beschuldigt, Stellungen der Wagner-Söldner bombardiert und Söldner getötet zu haben. Bis heute hat sich Schoigu selbst nicht zu den Vorwürfen geäussert. Das Verteidigungsministerium selbst wies die Anschuldigungen in einer Stellungnahme zurück. (zis)