«Sollten darauf spucken, was die Leute denken»
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Putins Scharfmacherin:«Sollten darauf spucken, was die Leute denken»

«Es wäre eine Katastrophe»
Putin-Propagandisten fürchten Niederlage in der Ukraine

Putins Lieblings-Propagandisten regen sich in einer russischen Talkshow mächtig auf. Der Grund: Gewisse Russen in «höheren Kreisen» würden sich mehr vor dem Strafgerichtshof als vor einer Niederlage fürchten. Dabei hätte diese «katastrophale Folgen».
Publiziert: 30.11.2022 um 12:32 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2022 um 14:19 Uhr
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Bilder der Zerstörung in Kiew: Russland bombardiert in den letzten Wochen immer wieder Energie-Infrastruktur.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Jenny WagnerRedaktorin News

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) fordert, dass ein Sondertribunal für Russland errichtet wird. Dort sollen Verantwortliche für ihre Kriegsverbrechen geradestehen. Putins Top-Propagandisten regen sich nun darüber auf, dass die Russen Angst vor den Konsequenzen ihrer Bombardierungen hätten. Sie würden mit Zurückhaltung riskieren, dass «eine Katastrophe über Russland hereinbricht».

Putins Lieblingspropagandist Wladimir Solowjow (59) und Margarita Simonjan (42), Chefredaktorin von «Rossia Sewodnja» (Russia Today), betonten in seiner Talkshow am Montag, dass eine Niederlage für sie keine Option sei. Russland müsse gewinnen.

«Sie (die Ukrainer Anm. d. Red.) bereiten sich darauf vor, sich unsere Krim unter den Nagel zu reissen, und wir machen das einzige, was wir in dieser Situation tun können: Wir bombardieren sie», rechtfertigt Simonjan die jüngsten Attacken. Sie erklärte bereits zuvor in einem Video, dass Selenski den Russen keine andere Wahl lasse, als das Land zu bombardieren.

Kritik innerhalb der Bevölkerung wird lauter

«Wir bombardieren die Infrastruktur, obwohl wir das nie wollten. Keiner wollte das», fährt sie fort. Das sehen offenbar nicht alle Bürger so, manche würden sich laut der Journalistin zurückhaltend verhalten oder seien gegen die Bombardierung der ukrainischen Infrastruktur.

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Für Simonjan nicht nachvollziehbar. «Wir sehen jeden Tag, wie die Infrastruktur zerstört wird, die den Ukrainern hilft, unsere Leute auf mittlerweile unseren Territorien zu töten», sagt sie.

Sorge vor Konsequenzen der Kriegsverbrechen

Wenn Selenskis Forderungen nach einem Tribunal für Russland duchgesetzt werden, könnten die Verbrechen am internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verhandelt werden.

Dort wurden in der Vergangenheit die Mächtigsten verurteilt. 2013 bekam der ehemalige Präsident von Liberia, Charles Taylor (74), für seine Kriegsverbrechen 50 Jahren Haft. 2021 wurden zwei serbische Sicherheitschefs für ihre Verbrechen im Bosnienkrieg zu zwölf Jahren Knast verurteilt. Auch russische Befehlshaber zittern nun, wenn sie an Konsequenzen ihrer Aufträge denken.

Dafür hat Simonjan kein Verständnis. Es stehe mehr auf dem Spiel als die eigene Zukunft. «Die Menschen fürchten sich vor Den Haag, dabei sollten sie eigentlich Angst haben zu verlieren», mahnt Simonjan. «Sie sollen sich fürchten, die eigenen Leute zu verraten», betont sie.

Niederlage bedeutet für Russland Katastrophe

Eine Niederlage hätte weitaus schlimmere Folgen als Prozesse am internationalen Gerichtshof, glaubt sie. «Wenn wir es schaffen, zu verlieren, erwartet Den Haag sogar den Hausmeister, der das Kopfsteinpflaster hinter der Kremlmauer säubert», erklärt sie.

Für das ukrainische Volk hat Simonjan keine Empathie. «Ob ein weiteres Kiewer Stadtviertel ohne Strom ist, ändert nichts am Ausmass der Katastrophe, die über unser Land hereinbrechen wird, wenn wir verlieren», so die Propagandistin.

Putins Top-Hetzer Solowjow hat schnell eine Antwort parat. «Sollten wir verlieren, wird es kein Den Haag geben.» Und droht indirekt mit einem Atomschlag: «Die Welt wird zu Asche werden.»

Während ein Grossteil der Ukrainer im Kalten und Dunkeln sitzt, wird im Staatsfernsehen weiter spekuliert. Ebenfalls in einer kürzlichen Sendung bei Wladimir Solowjow präsentierte der Politologe Sergej Michejew «eine Lösung» für die ukrainischen Zivilisten, die um ihr Leben fürchten: «Wir müssen dafür sorgen, dass die Ukraine weitere zehn bis 15 Millionen Flüchtlinge nach Europa schickt. Sollen die sich doch um ihre Probleme kümmern.»

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