Auf einen Blick
- Südpazifische Inseln: Spielball zwischen USA und China. Trumps Wiederwahl könnte Spannungen entfachen
- Inselstaaten besorgt über mögliche Konfrontation, hoffen auf Engagement in der Region
- 2022 schlossen China und die Salomon-Inseln Abkommen über Investitionen in Infrastruktur
Sie sind winzig, liegen eine halbe Weltreise von Europa entfernt und sind zum Spielball zwischen den Grossmächten USA und China geworden: die paradiesischen Inselgruppen im Südpazifik. Seit 2019 kämpfen Washington und Peking erbittert um ihren Einfluss auf die strategisch wichtige Region. Nun droht Trumps Wiederwahl die Spannungen im Pazifik neu zu entfachen.
«Es kann effektiv heiss werden in nächster Zeit», erklärte Remo Reginold (39), Direktor des Swiss Institutes for Global Affairs (SIGA) gegenüber Blick. Der Grund: «Die Pazifikinseln als Ganzes sind im Brennpunkt des geopolitischen Armdrückens», so Reginold. «Die Inseln im nördlichen Pazifik sind unter amerikanischem und im südlichen Pazifik zunehmend unter chinesischem Einfluss.» Konkret spannend seien die Salomonen-Inseln, die sich sicherheitspolitisch seit 2019 zunehmend China zuwenden, zugleich aber einem australischen Polizeiunterstützungsdeal zugestimmt haben.
Die Inseln liegen sowohl handelstechnisch als auch sicherheitspolitisch in einer strategisch wichtigen Zone. Heisst: Sowohl Peking als auch Washington haben Interesse daran, gute Beziehungen mit den Inseln zu pflegen.
Wie reagiert Trump auf chinesischen Einfluss?
Für Chinas Xi Jinping (71) haben sich die Bemühungen der letzten Jahre gelohnt: So verlegten die Salomonen, Kiribati und Nauru ihre diplomatischen Beziehungen trotz Druck aus dem Westen von Taiwan nach China. Im Jahr 2022 schlossen China und die Salomon-Inseln zudem ein Abkommen ab, das grosse Investitionen in neue Infrastruktur und Armee beinhaltete. Die USA reagierten zwar mit ausgedehnten Beziehungen, jüngst gerieten die Inseln aber eher wieder in den Hintergrund.
«Am spannendsten sind vermutlich die Entwicklungen auf Papua-Neuguinea und den Fidschi-Inseln», so Reginold weiter. «Das sind beides Nationen, die traditionell Australien und den Westen als ihre Alliierten gesehen haben. Neuerdings werden sie von China umgarnt. Es geht um Sicherheitsarchitekturen, aber auch um Rohstoffe.»
Der Kampf um Unterseekabel-Infrastrukturen und wichtige Ressourcen, die die ganze Welt für die Digitalisierung und Dekarbonisierung braucht, spitzt sich also zu. «Wer sich in dieser Region durchsetzen kann, wird vermutlich auch international und vor allem zukünftig Durchschlagskraft haben», betont der Experte.
«Sie wollen sich nicht entscheiden»
Diese Rolle als Spielball ist den meisten Inselregierungen jedoch zuwider. «Die Hauptsorge ist, dass der Pazifikraum nicht in eine Position gezwungen werden will, in der er sich entscheiden muss», sagte Meg Taylor, die Generalsekretärin des Pazifik-Insel-Forums während Trumps erster Amtszeit gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Dieser Einschätzung pflichtet auch Reginold bei. «In den letzten Jahren vom Westen vernachlässigt, suchen die Regierungen der Inselstaaten durchaus neue Möglichkeiten.»
Eine weitere Gefahr für die Inselstaaten ist der steigende Meeresspiegel. Dieser wird laut dem Politikberater zum heissen Thema werden, da sich Trump in der Vergangenheit gegenüber Massnahmen gegen den Klimawandel kritisch gezeigt hat. Der designierte Präsident hat mehrfach angekündigt, die Bemühungen der USA für die Einhaltung der Klimaziele zurückzuschrauben.