Auf einen Blick
- Trump will Grönland unter US-Kontrolle bringen, wenn nötig mit militärischem Druck
- Die Militärbasis Thule war der US-Vorposten im Kalten Krieg
- Grönland ist strategisch wichtig als Tor zur Arktis und birgt viele Bodenschätze
- Durch den Klimawandel wird die Bedeutung Grönlands zunehmen
Der künftige US-Präsident Donald Trump (78) meint es Ernst. Auf einer Pressekonferenz am Dienstag schloss er selbst militärischen Druck nicht aus, um Grönland unter amerikanische Kontrolle zu bringen.
«Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind», schrieb Trump schon im Dezember auf seiner Plattform Truth Social.
Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Dänemark zum Verkauf der grössten Insel der Welt aufgefordert. Doch weshalb gehört Grönland überhaupt zu Dänemark? Und warum ist die Insel so wichtig, dass sie nicht nur das Interesse der USA, sondern auch Russlands und Chinas geweckt hat?
Ein Erbe der Wikinger
Um die heutigen Verhältnisse in Grönland zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Geschichte: Die ersten europäischen Siedler auf der Insel waren Wikinger. Sie trafen dort auf die einheimischen Inuit. Nach etwa 500 Jahren starben die skandinavischen Siedler im 15. Jahrhundert aus.
Das Königreich Dänemark-Norwegen (1380 bis 1814) erhob aber weiterhin Anspruch auf die Insel und kolonisierte sie im 17. Jahrhundert. Nach der Trennung der beiden Reichshälften ging Grönland an Dänemark. Bis heute trägt der dänische König deshalb einen Eisbären in seinem Wappen.
Strategische Lage im Kalten Krieg
Die Grossmächte zeigten hingegen lange wenig Interesse am riesigen, aber dünn besiedelten Gebiet, das zudem von einem gewaltigen Eisschild bedeckt ist. Das änderte sich erst im Zweiten Weltkrieg (1939 bis 1945). Dänemark wurde damals von den Nazis besetzt und die USA übernahmen die Versorgung Grönlands und stationierten Soldaten.
Nach dem Weltkrieg blieben die Amerikaner und bauten den Militärflugplatz Thule (heute: Pituffik Space Base), der im Kalten Krieg eine wichtige Rolle spielte. Die USA stationierten in Thule B-52-Langstreckenbomber und ein Frühwarnsystem für den Fall eines sowjetischen Atomschlags.
Grönland ist das Tor zur Arktis
Dass Grönland auch nach dem Kalten Krieg wichtig ist und sogar immer wichtiger wird, hat mehrere Gründe. So sind die Beziehungen zwischen dem Westen und der Atommacht Russland heute so schlecht wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr. Die strategische Lage macht die Insel zum Tor zur Arktis.
Durch die Klimaerwärmung könnten neue Schifffahrtsrouten im Nordpolarmeer entstehen. Besonders China zeigt Interesse an einer «arktischen Seidenstrasse» («Polar Silk Road») nach Europa und Nordamerika. Und Russland meldete insbesondere vor dem Angriff auf die Ukraine neue Ansprüche im Nordpolarmeer an, auch in der Nähe Grönlands.
Gold, Seltene Erden und Erdöl
Unter dem grönländischen Eis ruhen zudem gewaltige Bodenschätze. Neben Gold, Platin, Kupfer und Eisen hat es auch Seltene Erden. Diese werden etwa für den Bau von Akkus gebraucht und spielen in der Energiewende eine wichtige Rolle. Heute dominiert China den Weltmarkt. Für die amerikanischen Technologiefirmen ist das ein grosses Problem, insbesondere wenn es zu einem Handelskrieg mit China kommt.
Und vor der Küste gibt es Ölvorkommen. Zwar galten diese bisher als unrentabel, doch mit dem Klimawandel könnte sich dies ändern. Die Folgen des Rohstoffabbaus für die Umwelt würden Trump wohl kaum interessieren, ganz im Gegensatz zur dänischen Regierung.
Premierminister will die Unabhängigkeit
Die Bevölkerung Grönlands weiss um die Bedeutung ihrer Insel und tritt immer selbstbewusster auf. Premierminister Múte Bourup Egede (37) will die Unabhängigkeit von Dänemark. Die Wahlen in diesem Jahr werden zeigen, was die 57'000 Einwohner von diesem Ziel halten.
Dabei ist klar: Grönland mag grosses Potenzial haben, aber heute ist die Insel wirtschaftlich vom Mutterland Dänemark abhängig. Jedes Jahr überweist die Regierung in Kopenhagen über 500 Millionen Dollar in die grönländische Hauptstadt Nuuk.
Die Folge: Sagt sich Grönland tatsächlich von Dänemark los, dann braucht es einen neuen Partner. Eine weitere Annäherung an die USA wäre die logische Folge. Ob das reichen würde, um Trumps Expansionsträume zu befriedigen, ist aber zweifelhaft.