Auf einen Blick
- Grönlands BIP betrug 2021 3,2 Milliarden Dollar, die Wirtschaft ist hoch subventioniert
- Auf Grönland lagern unter dem Polareis riesige Rohstoffvorkommen
- Trotz Klimawandel bleiben die Bedingungen auf der Insel extrem schwierig
Bereits in seiner ersten Amtszeit wollte US-Präsident Donald Trump (78) Grönland kaufen. Kurz vor seiner Rückkehr ins Weisse Haus erhöht Trump nun erneut den Druck auf Dänemark, die grösste Insel der Welt abzugeben.
So reist sein Sohn Donald Trump Jr. (47) als Tourist nach Grönland, um «ein wenig Spass zu haben», wie der US-Sender Fox News am Montagabend berichtete. Und auf seiner Plattform Truth Social kommentierte der Vater: «Grönland ist ein unglaublicher Ort, und die Menschen dort werden enorm davon profitieren, falls – und sobald – es Teil unserer Nation wird.»
Tatsächlich: Am Dienstagmittag ist Donald Trump Jr. bereits auf der Insel angekommen. Auf dem Kurznachrichtendienst X verbreitete er zwei Fotos, die ihn in Grönland zeigen. Dazu schrieb er: «Grönland ist wunderschön!»
Die strategische Lage im Nordatlantik macht Grönland aus geopolitischer Sicht interessant. Doch wie wertvoll ist die Insel wirtschaftlich? Wäre ein Kauf tatsächlich ein lohnendes «Immobiliengeschäft», wie es Trump in seiner ersten Amtszeit formulierte?
57'000 Menschen auf 2,2 Millionen Quadratkilometern
Auf den ersten Blick scheint Grönland wirtschaftlich wenig attraktiv. Nur 57'000 Menschen trotzen dem widrigen Polarklima der Insel. Das Bruttoinlandprodukt betrug 2021 3,2 Milliarden Dollar, weniger als ein Zehntel des wirtschaftlich kleinsten US-Bundesstaats Vermont (36 Milliarden Dollar).
Eine freie Marktwirtschaft ist auf Grönland nicht möglich. Die geringe Bevölkerung und die unvorstellbaren Distanzen – die Insel ist mit 2,2 Millionen Quadratkilometern über 50 Mal grösser als die Schweiz – verunmöglichen in vielen Bereichen eine Wirtschaft, die auf Angebot und Nachfrage basiert.
Die Folge: Jahr für Jahr wird die Regierung in der grönländischen Hauptstadt Nuuk mit rund 500 Millionen Dollar vom dänischen Mutterland unterstützt. 14 Staatsunternehmen übernehmen wichtige Aufgaben wie den Detailhandel, die Luftfahrt und die Vermietung von Wohnungen.
Riesige Rohstoffvorkommen unter dem Eis
Doch unter dem Eis der Insel ruhen riesige Rohstoffvorkommen. So gibt es unter anderem grosse Mengen an Gold, Platin, Kupfer und Eisen. Dazu kommen Rubine und Diamanten sowie Seltene Erden, die für den Bau von Akkus gebraucht werden und bei deren Abbau heute China den Weltmarkt dominiert.
Durch die Klimaerwärmung könnten zudem rentable Schifffahrtsrouten im Nordpolarmeer neu entstehen. Allerdings ist klar: Auch mit dem Klimawandel bleiben die Bedingungen für den Bergbau und die Schifffahrt in Grönland und im Nordpolarmeer extrem schwierig.
«Wenn es minus 40 Grad ist und es 3 Grad wärmer wird, ist es immer noch nicht warm», sagte der norwegische Experte Morten Mejlaender-Larsen zum Sender BBC. Dazu kommt die monatelange Dunkelheit im Winter. So haben Norwegen und Russland ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Nordpolarmeer in den letzten Jahren eher zurückgefahren als ausgebaut.
Dänemark schliesst Verkauf aus
Der Wert der Insel Grönland liegt nicht in ihrer Wirtschaftskraft. Doch trotz der hohen jährlichen Zahlungen hat Dänemark einen Verkauf aus freien Stücken mehrfach ausgeschlossen.
Trumps Appetit auf Grönland dürfte in erster Linie ohnehin eher persönliche Gründe haben. In seiner zweiten Amtszeit will sich der Republikaner ein bleibendes Denkmal setzen. So sprach er zuletzt auch davon, Kanada zum 51. Bundesstaat zu machen.
Trump würde damit in die Fussstapfen von Präsident Andrew Johnson (1808–1875) treten, der Alaska von Russland abkaufte. Genau 7,2 Millionen Dollar bezahlten die Amerikaner damals für den heute grössten US-Bundesstaat.