Er sass in Assads Höllenknast
Militärpilot (70) nach 43 Jahren endlich frei

Mehr als die Hälfte seines Lebens war Ragheed al-Tatari eingesperrt. Als Kampfpilot in der syrischen Luftwaffe zeigte er mit 27 Jahren Menschlichkeit – und wurde dafür mit aller Härte bestraft.
Publiziert: 10.12.2024 um 13:38 Uhr
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Ragheed al-Tatari war Pilot bei der syrischen Luftwaffe, als er 1980 das erste Mal verhaftet wurde.
Foto: zVg/Waill Tatari

Auf einen Blick

  • Der am längsten inhaftierte politische Gefangene von Syrien wurde befreit
  • Ragheed Ahmat al-Tatari verbrachte 43 Jahre in Haft
  • Sohn Waill träumte sein ganzes Leben von der Freilassung
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Sandra MeierJournalistin News

Unter dem Terrorregime der Familie Assad sind Hunderttausende verschwunden, ermordet, zu Tode gefoltert worden. Einige harrten jahrzehntelang in Gefangenschaft aus.

Einer von ihnen: Ragheed Ahmat al-Tatari (70). Menschenrechtsaktivisten bezeichnen ihn als den am längsten inhaftierten politischen Gefangenen in Syrien. Am Sonntag wurde er Medienberichten zufolge nach 43 Jahren endlich befreit. 

Er weigerte sich, Stellungen zu bombardieren

Al-Tatari war Kampfpilot bei der syrischen Luftwaffe, als er 1980 zum ersten Mal verhaftet wurde. Seine Frau Salma Mousa war zu diesem Zeitpunkt mit dem gemeinsamen Sohn Waill schwanger. Damals habe sich sein Vater geweigert, «den Befehl zu befolgen, Stellungen in Hama zu bombardieren», schilderte Sohn Waill 2022 in einem Beitrag für die Menschenrechtsorganisation «The Syria Campaign».

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In der Stadt ging das Assad-Regime – damals noch mit Baschar al-Assads (59) Vater Hafis (†69) an der Spitze – immer wieder hart gegen Aufständische und Einwohner vor. Sie verübten mehrere Massaker. 

Al-Tatari wurde zwar freigelassen, aber 1981 erneut verhaftet. Der Vorwurf: Er habe einem Überläufer geholfen. Einen ordentlichen Prozess gab es nie. Zu diesem Zeitpunkt war er 27 Jahre alt. «Mein ganzes Leben lang war mir ein Vater verwehrt. Und er hatte nie die Möglichkeit, seinen einzigen Sohn kennenzulernen», schrieb Waill, der seit dem Bürgerkrieg im Ausland lebt und jahrelang für die Freilassung seines Vaters kämpfte, in dem Beitrag.

Von der Einzelhaft ins menschliche Schlachthaus

Zwei Jahre soll al-Tatari zunächst in Einzelhaft im Mezzeh-Gefängnis verbracht haben. Mehrmals wurde er in den darauffolgenden Jahren verlegt. Zu den Gefängnisstationen zählte auch ein Aufenthalt im berüchtigten Saydnaya-Gefängnis. Amnesty International bezeichnet Assads Höllenknast als «menschliches Schlachthaus». Zuletzt war al-Tatari im Zentralgefängnis Adra in Damaskus inhaftiert.

Seit der Befreiung konnten Vater und Sohn bereits miteinander telefonieren. Der heute 43-jährige Waill spricht gegenüber «Metro» von einem «Kindheitstraum», der endlich in Erfüllung gegangen sei. «Ich bin wirklich, wirklich aufgeregt und glücklich.» Die Nachricht, dass sein Vater an einem Strand gefrühstückt habe, treibt Waill die Tränen in die Augen: «Es klingt komisch und albern, aber ich habe danach geweint, als ich daran dachte, dass mein Vater nach 43 Jahren nach draussen geht.»

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