Auf einen Blick
- Assad-Regime in Syrien gestürzt
- Familie Assad regierte Syrien jahrzehntelang mit Gewalt
- Bashar al-Assad sollte eigentlich als Augenarzt arbeiten
- Sein Onkel versuchte die Macht zu ergreifen
Der Tyrann Bashar al-Assad (59) ist Geschichte, Syrien ist befreit. So feiern die Rebellen in Damaskus ihren Sieg über das Terror-Regime. Assad flüchtete mit seiner Familie nach Russland. Bevor er an die Macht kam, regierte sein Vater mit harter Hand. Wer ist die Familie al-Assad? Ein Überblick.
Vater Hafis al-Assad (1930-2000)
Die Wurzeln der Familie reichen bis nach Qardaha zurück, einem Bergdorf in Latakia im Nordwesten Syriens, wo die Vorfahren von Bashar al-Assad mindestens seit dem 19. Jahrhundert lebten.
Hafis al-Assad wurde 1930 geboren und trat als Zwanzigjähriger dem syrischen Militär bei. Er wollte Arzt werden, doch die Familie hatte nicht genug Geld, um ihren Sohn zu unterstützen. Statt an die Universität kam al-Assad so schliesslich zum Militär. Seine Ausbildung durchlief er zum Teil sogar in der Sowjetunion.
Schliesslich wurde er Pilot bei der syrischen Luftwaffe. Und er machte Karriere. 1964 wurde er oberster Kommandeur. Während seiner militärischen und politischen Karriere war Hafis al-Assad an mehreren Militärputschen beteiligt. Nach Militärputschen in den Jahren 1963 und 1966 mit anderen gleichgesinnten Offizieren beanspruchte er 1970 die absolute Macht. Er wurde Präsident Syriens, mit allen uneingeschränkten Machtbefugnissen, die einem Diktator zustehen.
Bis zum Jahr 2000 führte er Syrien mit eiserner Faust, unterdrückte Aufstände mit Gewalt. Im Jahr 2000 starb Hafis al-Assad.
Das Verhältnis zu seinem Vater beschrieb Bashar al-Assad als schwierig. «Wir sahen Vater zu Hause, aber er war so beschäftigt, dass drei Tage vergingen, ohne dass wir ein Wort mit ihm wechselten», sagte der gestürzte Diktator in einem Interview.
Mutter Anisa Machluf (1930-2016)
Im Jahr 1957 heiratete Hafis al-Assad Anisa Machluf. Sie stammt aus einer einflussreichen alawitischen Familie aus Latakia. Sie brachte nicht nur Geld, sondern auch Ansehen mit. Deswegen soll die Familie von Anisa auch gegen eine Heirat gewesen sein. Sie galt als wichtige Beraterin ihres Mannes und soll ebenfalls dafür verantwortlich sein, dass Hafis mit harter Hand gegen seine Feinde vorging.
Gemeinsam bekam das Paar fünf Kinder. Ihr erstes Kind Buschra al-Assad starb noch als Säugling. Anschliessend kam Tochter Buschra al-Assad (64) auf die Welt. Danach folgten die Söhne Basil, Bashar, Majed und Mahir.
Bruder Basil al-Assad (1962-1994)
Er war der älteste Sohn von Hafis al-Assad und hätte eigentlich auch die Macht übernehmen sollen. Während Bashar al-Assad nach London geschickt wurde, um Augenarzt zu werden, wurde sein Bruder Basil darauf vorbereitet, eines Tages über Syrien zu herrschen. Doch der Assad-Sprössling kam bei einem Unfall im Januar 1994 ums Leben. Er war gerade auf dem Weg zum Flughafen Damaskus, als er seinen Mercedes-Benz bei nebeligen Verhältnissen mit fast 130 km/h gegen eine Betonsperre setzte.
Bruder Mahir al-Assad (57)
Der jüngste Bruder von Bashar ist berüchtigt für seine Gräueltaten gegen Demonstranten und Oppositionskräfte während des Arabischen Frühlings und später auch im Bürgerkrieg.
Mahir al-Assad wurde von seinem Vater Hafis nicht zum Staatschef ernannt, weil dieser ihn angeblich für grausamer als Bashar hielt.
Der 57-Jährige ist der Oberbefehlshaber der Republikanischen Garde und der Eliteeinheit Vierte Panzerdivision, die die wichtigsten Kräfte im Sicherheitsapparat des Landes bilden.
Ehemalige Soldaten unter seinem Kommando berichten davon, dass sie den Befehl bekommen hätten, Demonstranten zu töten, egal ob sie bewaffnet oder unbewaffnet seien.
«Uns wurde von Anfang an befohlen, auf Kopf oder Herz zu zielen. Wir bekamen keine konkreten Zahlen genannt, aber wir sollten so viele wie möglich töten, solange es Proteste gab», sagte ein desertierter Scharfschütze.
Onkel Rifaat al-Assad (87)
Rifaat al-Assad war ein loyaler Gefährte seines älteren Bruders Hafis. Assads Onkel war einst Chef der Eliteeinheit in Syrien, die 1982 einen islamistischen Aufstand niederschlug. Das brachte ihm den Beinamen «Schlächter von Hama» ein. Er fungierte als Vizepräsident von Syrien, direkt an der Seite von Hafis.
Doch dann gerieten die Brüder aneinander. Der Streit eskalierte. Rifaat al-Assad versuchte, per Militärputsch an die Macht zu kommen und seinen Bruder Hafis zu stürzen. Ohne Erfolg. Rifaat al-Assad musste schliesslich flüchten. Er lebte mehr als 35 Jahre im Exil in Frankreich. Ein schlechtes Leben hatte er dort aber nicht. Er soll sich mit veruntreuten syrischen Staatsgeldern Immobilien im Wert von 83 Millionen Franken in Frankreich gekauft haben. Die Mittel dafür soll er noch bis zum Jahr 2016 mit Billigung seiner Familie in Syrien hinterzogen haben.
In Spanien drohte Rifaat al-Assad ein ähnliches Verfahren wegen Geldwäsche wie in Frankreich – dort ging es um 500 Anwesen im Wert von 642 Millionen Franken. Auch in Grossbritannien soll er Immobilien besitzen. In der Schweiz wird zudem gegen ihn ermittelt wegen Kriegsverbrechen in den 1980er-Jahren.
Um nicht eine Verurteilung und damit Knast zu riskieren, durfte Rifaat al-Assad trotz seiner schwierigen Vergangenheit nach Syrien zurückkehren.
Ehefrau Asma al-Assad (49)
Einst war sie die First Lady von Syrien. Jetzt ist sie mit ihrem Mann auf der Flucht. Sie wurde als Asma Fauaz al-Akhras in London geboren. Ihr Vater war ein angesehener Kardiologe, ihre Mutter eine hochrangige syrische Diplomatin. Sie studierte Informatik und französische Literatur und machte anschliessend Karriere im Investmentbanking. Kurz darauf heiratete sie Bashar al-Assad, den sie während des Studiums kennengelernt hatte. Das Paar bekam drei Kinder.
Die «Vogue» bezeichnete Frau al-Assad im Februar 2010 als «Rose in der Wüste». Dann brach der Bürgerkrieg in Syrien aus. Sie zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und agierte im Hintergrund. Die Beziehung mit ihrem Mann soll in dieser Zeit sehr gelitten haben.
Nach dem Tod von Assads Mutter im Jahr 2016 und einem diagnostizierten Brustkrebs im Jahr 2018 kamen sich Assad und seine Frau wieder näher. Ein Jahr später gab das Paar bekannt, die 49-Jährige habe die Krebserkrankung überwunden. Diesen Mai soll bei ihr Blutkrebs diagnostiziert worden sein.