Zwischen den Mächtigsten in Russland ist die Situation angespannt – und zwar nicht erst seit gestern. Der neueste Eklat zeichnet sich in St. Petersburg, der Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin (70), ab.
Dort liefern sich derzeit Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (61) und der Gouverneur von St. Petersburg, Alexander Beglow (66), einen heftigen Machtkampf. Dabei nimmt Prigoschin kein Blatt vor den Mund und beschimpft den Politiker der Kremlpartei «Einiges Russland» am Freitag auf seinem Telegram-Kanal aufs Übelste. Er nennt ihn «Drecksack» und schreibt, dass Beglow «fehl am Platz» in der Stadt sei.
«Er ist absolut nutzlos für diese Stadt»
Der Grund für Prigoschins Ärger ist der Anschlag auf den russischen Militärblogger Wladlen Tatarskij (†40). Der Propagandist wurde am Sonntag bei einem Sprengstoffanschlag in einem Café des Wagner-Chefs in St. Petersburg getötet. Prigoschin wirft dem Gouverneur nun vor, nach dem Attentat untätig geblieben zu sein. Zudem soll der Spitzenpolitiker die Öffentlichkeit belügen und die Sicherheitslage in der Metropole vernachlässigen.
«Beglow hat keinerlei Hilfe nach diesem Terroranschlag geleistet. Ausserdem glaube ich, dass es seine Schuld ist, dass es in der Stadt keinerlei Sicherheit gibt, durch die das hätte verhindert werden können», so der Wagner-Boss. Seine Forderungen sind deshalb klar: Gegen Beglow muss ermittelt werden. «Er ist absolut nutzlos für diese Stadt.»
Prigoschin hatte bereits zuvor wegen einer anderen Angelegenheit Anzeige gegen den Gouverneur erstattet. Der Vorwurf: Beglow soll Hunderte Kulturdenkmäler der früheren Zarenmetropole verkommen lassen haben.
Der Gouverneur, der bereits seit 2018 im Amt ist, wurde bereits einige Male vom Wagner-Chef attackiert. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Prigoschin Beglow als seinen Feind ansieht. Der Politiker hat bisher noch nicht auf die Beschimpfungen des Wagner-Boss' reagiert. (dzc)