Auf einen Blick
- Sarco-Erfinder wehrt sich gegen Gerüchte über Beihilfe zum Suizid
- Nitschke plant zweite Sarco-Kapsel, will aber klare Entscheidung der Justiz
- Über 50 Tage nach Einsatz: kein Autopsiebericht, Co-Präsident in Untersuchungshaft
Sarco-Erfinder Philip Nitschke hat sich in einem Interview gegen die Gerüchte gewehrt, dass einer seiner Mitstreiter beim Suizid der sterbewilligen Frau in Schaffhausen nachgeholfen haben soll. Das sei absurd.
«Als Gerüchte aufkamen, dass die Schaffhauser Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf vorsätzliche Tötung ermittle, war ich entsetzt», sagte Nitschke gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung» vom Mittwoch. Er sei perplex und zutiefst beunruhigt über das, was hier passiere.
Auch nach 50 Tagen kein Autopsiebericht
Bis heute liegt gemäss Nitschke kein Autopsiebericht vor und das über fünfzig Tage nach dem ersten Einsatz der Suizidkapsel in einem Wald bei Merishausen SH. Seither sitzt der Co-Präsident der Sterbehilfeorganisation «The Last Resort», Florian Willet, in Schaffhausen in Untersuchungshaft, der Sarco ist beschlagnahmt.
Aufgeben will Nitschke jedoch nicht. Derzeit werde Sarco Nummer zwei produziert. In die Schweiz werde die Kapsel jedoch nicht gebracht. Er wolle zuerst eine klare Entscheidung der Justiz.
Es gebe aber andere Orte, an dem er und seine Mitstreiter den Sarco Nummer zwei hinbringen könnten. «Zum Beispiel nach Finnland, wo es laut unseren Anwälten kein spezifisches Gesetz gibt, das assistierten Suizid verbietet.»
«Kein Land kann es verbieten, Suizid zu begehen»
Eine Möglichkeit ist gemäss Nitschke auch, dass Sterbewillige den Sarco selbst in einem 3-D-Drucker herstellen, hineinsteigen und den Knopf drücken. «Kein Land der Welt kann es einem verbieten, Suizid zu begehen», sagte er.
Ende September setzte die Sterbhilfeorganisation «The Last Resort» die Suizidkapsel erstmals in der Schweiz ein, bei einer Waldhütte in Merishausen. Die sofort ausgerückten Einsatzkräfte stellten die Kapsel sicher und brachten die verstorbene Person, eine 64-jährige US-Amerikanerin, die seit vielen Jahren an einer Immunschwäche gelitten hatte, zur Obduktion nach Zürich.
Mehrere Personen wurden vorübergehend festgenommen. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen diese ein Verfahren wegen Verleitung und Beihilfe zu Selbstmord ein. Co-Präsident Florian Willet sitzt seither in Untersuchungshaft. Die anderen Festgenommenen wurden wieder auf freien Fuss gesetzt.