Auf einen Blick
- Am 23. September starb eine 64-Jährige in der umstrittenen Suizid-Kapsel
- Niederländische Zeitung «De Volkskrant» veröffentlichte letzte Worte der Frau
- 15 Minuten nach Todesprozess ertönte ein Alarmsignal
Mit einem einfachen «okay» soll die US-Amerikanerin (†64) am 23. September ihren Wunsch zu sterben bestätigt haben. So berichtet es eine Journalistin der niederländischen Zeitung «De Volkskrant», die die letzten Augenblicke der schwer kranken Frau miterlebte.
Kurz zuvor, gegen 15.47 Uhr, stand die Frau in einem Waldstück in Merishausen SH vor der umstrittenen Suizidkapsel Sarco. Daneben Dr. Florian Willet, Präsident der Sarco-Organisation The Last Resort, der eine grüne Plane entfernte, die die violett-weisse Kapsel bedeckte.
«Nein, mir gehts gut»
«Bist du bereit …?», soll er die Amerikanerin daraufhin gefragt haben. Diese stieg, gekleidet in einer leichten schwarzen Hose und einer weissen Strickjacke, in die Kapsel. Zuvor fragte sie noch, ob sie ihre Sandalen ausziehen solle. Willet verneinte und sagte, sie könne die Schuhe anbehalten.
In der Kapsel legte sich die 64-Jährige hin und richtete das lila Reisekissen hinter ihrem Kopf zurecht. Per Video zugeschaltet war Philip Nitschke, der Erfinder der Sarco-Kapsel. Ein letztes Gespräch mit ihm soll die Frau mit den Worten «Nein, mir gehts gut» abgelehnt haben. «Ohne Zögern» habe sie dann den Deckel der Kapsel geschlossen.
Tief ein- und ausatmen
Bevor sie um 15.45 Uhr den todbringenden Knopf gedrückt habe, soll sie den Last-Resort-Präsidenten noch gefragt haben, ob alles bereit sei. Der bestätigte – und sie antwortete mit einem abschliessenden «okay». Innerhalb von etwa zweieinhalb Minuten sei ihr Blut-Sauerstoff-Wert von 20 auf 0,3 Prozent gesunken. Zuvor habe Nitschke die Frau darauf hingewiesen, tief ein- und auszuatmen – um den Sterbeprozess zu beschleunigen.
Laut «De Volkskrant» soll noch um 16.01 Uhr ein Alarm ertönt haben, der die Herzfrequenz der Frau bestätigte. «Sie lebt noch», soll Willet zu seinem Kollegen gesagt haben. Drei Minuten später bestätigte er aber, dass sie sich «seit etwa zwei Minuten nicht mehr bewegt» habe. «Sie hatte die Augen geschlossen. Und sie atmete sehr tief. Dann verlangsamte sich das Atmen. Und dann hörte es auf. Sie sieht wirklich tot aus», fügte er schliesslich hinzu.
Im Nachgang an das Ableben der Frau verhafteten die Schaffhauser Behörden vier Personen, Florian Willet (47), zwei Anwälte sowie die niederländische Journalistin, die den ersten Einsatz der Kapsel begleitet hatte. Willet sitzt auch fünf Wochen nach dem Vorfall noch immer in U-Haft, die anderen drei Personen kamen nach 48 Stunden wieder frei.
Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:
- Beratungstelefon der Dargebotenen Hand: Telefon 143 www.143.ch
- Beratungstelefon von Pro Juventute (für Kinder und Jugendliche): Telefon 147 www.147.ch
- Weitere Adressen und Informationen: www.reden-kann-retten.ch
Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben
- Refugium – Verein für Hinterbliebene nach Suizid: www.verein-refugium.ch
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