Energiewende in der Alpenrepublik
Russland liefert ab Samstag kein Gas mehr nach Österreich

Gazprom stellt die Gaslieferungen nach Österreich ein. Der österreichische Energieversorger OMV sieht die Versorgung durch Alternativen gesichert. Das Ende der 60-jährigen Abhängigkeit könnte einen Wendepunkt gegenüber Russland markieren.
Publiziert: 15.11.2024 um 19:01 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2024 um 19:29 Uhr
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Ab Samstag gibt es kein Gas mehr aus Russland. Der österreichische Energiekonzern OMV sieht die Versorgung aber als gesichert an.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Russland stoppt Gaslieferungen nach Österreich, OMV bereitet sich seit Jahren vor
  • Österreich bezieht nun Gas aus Norwegen, eigener Produktion und als Flüssigerdgas
  • OMV war 1968 erstes westliches Unternehmen mit Liefervertrag mit der Sowjetunion
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Daniel MacherRedaktor News

Russland stellt nach Angaben aus Wien ab Samstag seine Gaslieferungen nach Österreich ein. Ihr Unternehmen sei vom russischen Energiekonzern Gazprom «darüber informiert» worden, dass dieser ab «morgen» kein russisches Gas mehr an die Alpenrepublik liefern werde, sagte eine Sprecherin des österreichischen Energieversorgers OMV am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

Der Gaslieferstopp kommt demnach zwar früher als erwartet. Die Auswirkungen auf die Gasversorgung in Österreich hält sich laut OMV-Chef Alfred Stern dennoch in Grenzen. Demnach bereitet sich der österreichische Energiekonzern seit drei Jahren auf dieses Szenario vor.

Gas kommt jetzt aus Skandinavien

Das alternative Gas komme aus Norwegen, aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas per Schiff über Deutschland oder Italien, sagte Stern der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Die Gasspeicher würden mit 95 Terawattstunden den heimischen Bedarf für mehrere Monate decken.

Gazproms jüngstes Vorgehen beweise einmal mehr, dass Russland «kein Partner» sei, erklärte Österreichs Umweltministerin Eleonore Gewessler auf X. «Mit dem morgigen Tag endet aber auch eine Gefahr. Wenn wir keine russischen Lieferungen mehr beziehen, sind wir nicht mehr erpressbar», führte die Ministerin aus.

«Wir lassen uns von niemandem erpressen»

Auch der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer reagierte am Abend auf den Lieferungsstopp: «Die Gazprom hat immer wieder Gaslieferungen nicht durchgeführt, um Druck auf Österreich auszuüben», sagte er auf einer Pressekonferenz. Aber «wir lassen uns von niemandem erpressen und von Putin nicht in die Knie zwingen», stellt der Kanzler klar. 

Des Weiteren konnte er die österreichischen Bürger beruhigen und ihnen garantieren, «dass niemand in Österreich frieren und keine Wohnung kalt bleiben muss». 

Mehr als ein halbes Jahrhundert abhängig

Mit dem Schritt endet die fast 60-jährige Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas. Noch in diesem Sommer bezog Österreich 90 Prozent seines Gases aus Russland, insbesondere über die Ukraine.

OMV war seinerzeit das erste westliche Unternehmen, das 1968 einen Liefervertrag mit der damaligen Sowjetunion unterzeichnet hatte. Doch seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Konzern auch auf andere Bezugsquellen umgesattelt.

Kooperation wäre ohnehin ausgelaufen

Die Entscheidung von Gazprom erfolgte nach einer Ankündigung der OMV am Mittwoch, aufgrund eines Schiedsgerichtsurteils nach den Regeln der Internationalen Handelskammer (ICC), von dem russischen Gaslieferanten Ausgleichszahlungen für frühere Lieferprobleme in Höhe von 230 Millionen Euro zu verlangen. OMV hatte vor, den Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen aufzurechnen.

Doch auch ohne die Entscheidung des Schiedsgerichts wäre die jahrzehntelange Kooperation Anfang des kommenden Jahres beendet worden: Ende 2024 läuft der Transitvertrag zur Lieferung von russischem Erdgas über die Pipeline durch die Ukraine und die Slowakei aus.

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