Sanktionen greifen nicht
Russland versorgt Europa immer noch mit Öl – mithilfe Indiens

Treibstoffe aus russischem Öl gelangen durch die Hintertür zurück nach Europa. Indien profitiert dabei von billigem russischen Öl, das es – als raffinierte Kraftstoffe – wettbewerbsfähig nach Europa exportiert.
Publiziert: 29.04.2023 um 03:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2023 um 09:42 Uhr
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Die inzwischen stillgelegte Nordstream-Pipeline von Russland nach Europa. Auch wenn EU-Sanktionen die Einfuhr von russischem Öl verbieten, findet dieses seinen Weg zurück nach Europa.
Foto: Keystone

Bei Benzin gibt es keine Herkunftslabel. Gut möglich, dass Fahrzeuge in Europa wieder Kraftstoffe russischer Herkunft tanken. Denn russisches Öl treibt Europas Autos offenbar weiterhin an – mithilfe Indiens. Dies, obschon die Europäische Union (EU) im Dezember fast alle Rohöleinfuhren aus Russland auf dem Seeweg verboten hat. Zwei Monate später wurde das Importverbot auf raffinierte Kraftstoffe ausgeweitet. Die Einfuhrsperren haben den Fluss von russischem Öl nach Europa aber keinesfalls gestoppt. Das Öl findet seinen Weg einfach über andere Wege nach Europa. Konkret: über Indien.

«Die EU-Sanktionen hindern Länder wie Indien nicht daran, billiges russisches Rohöl aufzuschnappen, es in Kraftstoffe wie Diesel umzuwandeln und mit einem Aufschlag nach Europa zu verschiffen», berichtet die Nachrichtenagentur «Bloomberg». «Das asiatische Land ist auf dem besten Weg, in diesem Monat Europas grösster Lieferant von raffinierten Kraftstoffen zu werden, während es gleichzeitig Rekordmengen an russischem Rohöl kauft.»

Ausgerechnet auch die USA haben im Februar eine Rekordmenge an raffinierten Ölprodukten aus Indien importiert, wie aus den eben veröffentlichten monatlichen Daten der US-Energieinformationsbehörde (EIA) hervorgeht. Trotz aller Sanktionen findet russisches Öl seinen Weg demnach zurück in den Westen. Dies legen Daten des Rohstoff-Analyseunternehmens Kpler dar, die Bloomberg ausgewertet hat. Die führenden europäischen Abnehmer von indischen Ölprodukten sind Frankreich, Belgien und die Niederlande. Laut Kpler-Daten entfallen auch rund die Hälfte der indischen Kerosinexporte auf Europa.

Ganz legaler Handel Indiens

Laut der Kpler-Daten werden die europäischen Importe von raffinierten Kraftstoffen aus Indien demnächst auf mehr als 360'000 Barrel pro Tag ansteigen und damit Europas Importe aus Saudi-Arabien überholen. Kpler zufolge werden Russlands Rohölausfuhren nach Indien im April voraussichtlich mehr als zwei Millionen Barrel pro Tag betragen, was fast der Hälfte von Indiens gesamten Öleinfuhren entspricht.

«Der Zugang zu billigem russischem Rohöl habe die Produktion und die Gewinne indischer Raffinerien gesteigert», berichtet auch «Reuters». Dies ermögliche es indischen Anbietern, raffinierte Produkte wettbewerbsfähig nach Europa zu exportieren und grössere Marktanteile zu gewinnen.

Im März haben Russlands grösster Ölproduzent Rosneft und das führende indische Raffinerieunternehmen Indian Oil Corporation einen befristeten Vertrag unterzeichnet, um erheblich mehr Ölprodukte nach Indien zu liefern. Vor dem Krieg in der Ukraine und den erlassenen Sanktionen hatte Indien infolge hoher Transportkosten kaum Rohöl aus Russland bezogen, während die EU und G7-Länder die Abnehmer von mehr als die Hälfte der russischen Öllieferungen waren. (kes)

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