Ihor Wolobujew (53) ist hart im Nehmen: Im vergangenen Jahr wurde er bei einem Einsatz in der Nähe von Bachmut verwundet – jetzt ist er bereits wieder an der Front. Gerade hat er gelernt, wie man Killerdrohnen bedient, erzählt er dem englischen TV-Sender Sky News.
Obwohl er den Grossteil seines Erwachsenenlebens in Moskau verbracht hat, betrachtet sich Wolobujew als Ukrainer. Geboren wurde er in der ukrainischen Region Sumy in der Nähe von Charkiw.
Ex-Gazprom-Sprecher lehnt Einmarsch ab
Er studierte in Moskau an der Universität, machte zunächst Karriere als Journalist und wechselte anschliessend in die Medienabteilung von Gazprom, eines der mächtigsten und grössten staatlichen Unternehmen in Russland. Gazprom-Boss Alexei Miller (62) ist ein enger Freund von Russlands Präsident Wladimir Putin (71).
Wolobujew war nach eigenen Angaben Chefsprecher von Gazprom, bis Russland 2014 auf der Krim einmarschierte – ein Angriff, den er ablehnte. Eine riskante Haltung, besonders für einen hochrangigen Beamten in einer öffentlichkeitswirksamen Funktion bei einem Grosskonzern wie Gazprom.
«Das ist für mich in Ordnung»
Wolobujew wurde versetzt. Als Vizepräsident der Gazprombank hatte er zwar einen schönen Titel, aber keinen Einfluss mehr. Er blieb in dieser Position bis zur grossangelegten Invasion Russlands in der Ukraine am 24. Februar 2022 – dann lief er über.
«Meine Freunde und Bekannten aus der Ukraine begannen, mir zu schreiben und anzurufen, und ich beschloss sofort, dass ich nicht länger in Russland leben konnte», erinnert er sich im Gespräch mit Sky News.
Die Anwesenheit eines Mannes mit russischem Pass sorgte bei den ukrainischen Sicherheitsbeamten zunächst für Misstrauen. Schliesslich konnte er sie jedoch davon überzeugen, ihm die Einreise in die Ukraine zu gestatten.
Seit Juni 2022 nimmt Wolobujew an den Kämpfen in der Ostukraine teil. «Ich glaube, solange wir Putin nicht in den Hintern treten, können wir an nichts anderes denken», sagt der Wahl-Ukrainer. «Ich werde in den Streitkräften der Ukraine dienen, solange ich dazu die Kraft, die Möglichkeit und die Gesundheit habe – und das ist für mich in Ordnung.»
Haftbefehl erlassen
Der Schrecken des Kriegs hält ihn nicht davon ab, weiterzukämpfen. Im Juli hat er die ukrainische Staatsbürgerschaft erhalten.
Für Putin hat er eine Botschaft: «Die Zeit wird kommen, das hoffe ich wirklich, dass Russland ihn offiziell als Verbrecher anerkennt. Und die Russen werden bereuen, dass sie ihn gewählt haben, auf ihn gehört haben. Ich hoffe, sie werden sich schämen.»
Nach Wolobujews Flucht aus Moskau wurde gegen ihn ein Haftbefehl erlassen. Seine Frau hat die Scheidung eingereicht. Seine Kinder liess er zurück. Er sagt jedoch, dass er nicht vorhabe, wiederzukommen. «Die Ukraine ist meine Heimat», bemerkt er.