Russland beschiesst kritische Infrastruktur
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Kiew lobt Raketenabwehr:Russland beschiesst kritische Infrastruktur

«Energie-Terror», um Ukrainer in die Flucht zu treiben
Er soll hinter Putins perfider Taktik stecken

Russland nimmt seit Wochen immer wieder das Energiesystem der Ukraine ins Visier. Jetzt benennen ukrainische Quellen einen verantwortlichen Strategen.
Publiziert: 01.11.2022 um 19:56 Uhr
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Sergei Kirijenko, stellvertretender Stabschef des russischen Präsidialamtes.
Foto: IAEA Imagebank/Wikipedia

Der Winter steht vor der Tür. Die russische Armee versucht deshalb, das ukrainische Energiesystem auszuschalten. Immer wieder kommt es in den letzten Wochen zu Drohnen- und Raketenangriffe auf wichtige Teile der Infrastruktur. Die Folge: Stromausfälle im ganzen Land und Unterbrüche bei der Wasserversorgung.

Laut ukrainischen Quellen ist der stellvertretende Stabschef des russischen Präsidialamtes für die Strategie verantwortlich. Sein Name ist Sergei Kirijenko (60). Kirijenko war als 35-Jähriger unter Boris Jelzin (†76) bereits einmal für einige Monate Ministerpräsident. Er war zwischenzeitlich Leiter der russischen Atomenergiebehörde Rosatom und gilt inzwischen als einer der möglichen Nachfolger von Präsident Wladimir Putin (70).

Überzeugt, gegen den ganzen Westen zu kämpfen

Oleksij Danilow (60), der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrates, schreibt auf Twitter: «Der Hauptideologe und Lobbyist der Zerstörung der ukrainischen Energieinfrastruktur ist Sergei Kirijenko, der erste stellvertretende Stabschef des russischen Präsidialamtes, der sich aufgrund seiner Arbeit für Rosatom gut im Energiesektor auskennt.»

Kirijenko ist wie Putin der Überzeugung, nicht gegen die Ukraine, sondern gegen den vereinten Westen zu kämpfen. Dass er dereinst Putins Nachfolger wird, ist aber nicht in Stein gemeisselt. Laut «Nowaja Gaseta» ist er in Moskau als Technokrat berüchtigt, der wenig Charisma hat und nicht in der Lage ist, öffentlich zu sprechen.

Gestaffelte Stromabschaltung

Wie der ukrainische Energieversorger Ukrenerho am Dienstag mitteilt, ist es nach russischen Raketenangriffen in der Hauptstadt Kiew und sechs weiteren Regionen zu Einschränkungen bei der Stromversorgung gekommen. Der Strom werde für die Kunden zeitlich gestaffelt abgeschaltet, heisst es. Betroffen seien auch die Regionen Tschernihiw, Tscherkassy, Schytomyr sowie Sumy, Charkiw und Poltawa.

Die Ukraine wirft Russland «Energieterror» vor. Die Taktik habe das Ziel, die Menschen in Dunkelheit, Kälte und Angst zu stürzen. Putin wolle so Menschen zur Flucht in die EU treiben, um dort die Lage durch eine Vielzahl an Flüchtlingen zu destabilisieren, heisst es in Kiew.

Russland will Angriffe fortsetzen

Die Bevölkerung der Ukraine muss schon seit Wochen mit Beschränkungen leben: Die Menschen sind aufgerufen, besonders während der Spitzenzeiten morgens und abends Strom zu sparen. Waschmaschinen und Heizungen sollen möglichst nur nachts laufen, unnötige Lichtquellen ausgeschaltet bleiben.

Russland werde die Raketenangriffe auf die ukrainische Infrastruktur fortsetzen, sagt Verteidigungsminister Sergei Schoigu (67). Damit würden «effektiv» Objekte zerstört und es werde das militärische Potenzial der Ukraine reduziert. (noo)

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