Oleg Tinkow (54) war einer der ersten und bislang einzigen Oligarchen, der sich gegen die Invasion seines Landes in der Ukraine ausgesprochen hatte. Er geriet unter massiven Druck des Putin-Regimes, musste seine Familienanteile an der von ihm gegründeten Tinkoff Bank verkaufen. Am Montag erklärte der Multimillionär auf Instagram, dass er «nicht mit einem faschistischen Land in Verbindung gebracht werden kann und will. Ich habe die Entscheidung getroffen, meine russische Staatsbürgerschaft aufzugeben.»
Die Referenz zu Faschismus ist bezeichnend, hat doch der russische Präsident Wladimir Putin (70) den Einmarsch in der Ukraine mit der «Entnazifizierung» des Landes begründet.
Tinkow, schreibt er, wolle nicht mit einem Land in Verbindung gebracht werden, «das einen Krieg mit seinem friedlichen Nachbarn begonnen hat und täglich unschuldige Menschen tötet. Es ist eine Schande für mich, diesen Pass weiterhin zu besitzen.»
Hofft auf Nachahmer
Tinkow reiht sich ein in eine wachsende Liste reicher Russen, die wie Nikolay Storonsky (38), Mitgründer und CEO des Fintech-Startups Revolut, wegen des «absolut verabscheuungswürdigen» Krieges ihre Staatsbürgerschaft aufgeben. Auch der milliardenschwere Silicon-Valley-Investor Juri Milner (60) erklärte unlängst, dass er im August seine russische Staatsbürgerschaft aufgab.
Tinkow äussert in dem inzwischen gelöschten Instagram-Post die Hoffnung, dass noch mehr russische Wirtschaftsmagnaten ihre Staatsbürgerschaft aufgeben werden, «um Putins Regime und seine Wirtschaft zu schwächen und ihn schliesslich zu besiegen. Ich hasse Putins Russland, aber ich liebe alle Russen, die eindeutig gegen diesen verrückten Krieg sind!».
Nachdem Tinkows ursprünglicher Instagram-Post von der Plattform verschwunden war, bekräftigte er sein Statement in einem neuen Post am Montagmittag (Ortszeit). Er geht davon aus, dass der Kreml hinter der Löschung seines ersten Posts steckt.
Im April hatte er einen mit Schimpfwörtern gespickten Beitrag über Russlands «wahnsinnigen Krieg» auf Instagram veröffentlicht. Prompt lancierte Moskau eine Verleumdungskampagne gegen ihn. Trotz des Verkaufs seiner Bankanteile bleibt Tinkow mit britischen Sanktionen belegt. (kes)