Gegen Krieg ausgesprochen
Russischer Oligarch muss seine Bankanteile verkaufen

Der russische Oligarch Oleg Tinkow wurde vom Kreml gezwungen, seine Anteile an der von ihm gegründeten Bank zu verkaufen. Der Grund: Er hat sich wiederholt gegen den Ukraine-Krieg ausgesprochen.
Publiziert: 03.05.2022 um 19:01 Uhr
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Der russische Oligarch Oleg Tinkow (54) wurde von Wladimir Putins (69) Regierung gezwungen, seine gesamten Anteile an der von ihm gegründeten Tinkoff-Bank zu verkaufen
Foto: keystone-sda.ch

Der russische Oligarch Oleg Tinkow (54) ist von Wladimir Putins (69) Regierung gezwungen worden, seine gesamten Anteile an der von ihm gegründeten Tinkoff-Bank zu verkaufen. Das berichtet die «New York Post». Er hatte den Zorn des Kremlchefs auf sich gezogen, als er vergangenen Monat Russlands Rolle im Ukraine-Krieg öffentlich kritisiert hatte.

Tinkow bezeichnete Putins Entscheidung, in die Ukraine einzumarschieren, in einem mittlerweile gelöschten Social-Media-Post als «verrückt». 90 Prozent der Russen würden den Krieg nicht unterstützen, sagte der Oligarch weiter.

Schon am Tag nach der Veröffentlichung des Posts meldete sich Putin zu Wort. Er drohte, die Bank zu verstaatlichen, falls sie sich weigern sollte, die Beziehungen zu ihrem Gründer zu kappen.

Er erhielt lediglich drei Prozent vom ursprünglichen Wert

Nun hat Tinkow die Reissleine gezogen und seinen 35-prozentigen Anteil an der Tinkoff-Bank verkauft. Allerdings nicht freiwillig. Er sei von Putin dazu gezwungen worden, sagt er. Nicht einmal über den Preis habe er verhandeln dürfen. «Ich habe mich gefühlt wie eine Geisel. Man nimmt, was einem angeboten wird», sagte er zur «New York Times».

Tinkows Anteil an der Bank wurde an der Londoner Börse mit über 20 Milliarden bewertet. Erhalten hat er für den Verkauf nun lediglich einen Bruchteil der Summe. Rund drei Prozent des eigentlichen Werts seien ihm geboten worden, sagt Tinkow. Die Anteile übernommen hat ein Bergbau-Unternehmer mit engen Beziehungen zu Putin.

Der Oligarch sieht sich auch nach dem Verkauf in grosser Gefahr: Er hat nun sogar Leibwächter angestellt, weil er von Freunden mit Verbindungen zum russischen Sicherheitsdienst erfahren habe, dass sein Leben bedroht sei.

Angst vor Widerspruch

Laut Tinkow teilen viele Geschäfts- und Regierungsfreunde seine Kritik gegen Putins Krieg. Aus Angst um ihr Vermögen und möglicher Repressionen durch den Kreml würden sie sich aber mit lauter Kritik zurückhalten.

Der Milliardär hatte bereits Anfang April für Aufsehen gesorgt, als er verkündete, den Namen seiner Bank zu ändern. «Ich bin nicht bereit, meine Marke und meinen Namen mit einem Land in Verbindung zu bringen, das seine Nachbarn ohne jeden Grund angreift», so seine Begründung.

Tinkow hatte seine Bank 2007 gegründet und lange Jahre geführt. Aufgrund einer Leukämieerkrankung gab er die operative Leitung 2019 ab. Seine Anteile an der Bank behielt er allerdings – bis jetzt. (ced)

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