Privatjets, Yachten und Villen
Oligarchen retten ihr Vermögen mit Dubai-Trick

Wegen des Krieges in der Ukraine wurden weltweit viele Oligarchen mit Sanktionen belegt. Um ihr Vermögen in Sicherheit zu bringen, flüchteten viele Russen nach Dubai und investierten, was das Zeug hielt.
Publiziert: 03.05.2022 um 09:08 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2022 um 17:59 Uhr
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Der Oligarch Alexander Abramov hat in Dubai seine Yacht «Titan» geparkt.
Foto: AFP

Privatjets, Yachten und Villen. Im Zuge des Ukraine-Krieges wurde das Vermögen von zahlreichen Oligarchen eingefroren und beschlagnahmt. Dadurch soll der Druck auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) steigen und der Krieg beendet werden. So zumindest die Idee.

Doch viele reiche Russen haben ihr Geld noch retten können. Denn nicht alle Staaten machen bei den Sanktionen mit. Darunter zum Beispiel die Vereinigten Arabischen Emirate. Davon profitiert gerade enorm die Stadt Dubai. Die Oligarchen investieren dort massiv in Immobilien.

Die «Süddeutsche Zeitung» berichtete zusammen mit 20 internationalen Recherchepartnern über einen neuen Datensatz, der einen Einblick in die Eigentumsverhältnisse auf dem Dubaier Immobilienmarkt ermöglicht.

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Fast 10'000 Immobilien in russischer Hand

Die Recherchepartner unter Koordination der norwegischen Finanzzeitung «E24» haben den Enthüllungen den Titel «Dubai uncovered» gegeben. Die Daten, ein Abbild des Grundbuchs von Dubai mit Stand von Anfang 2020, waren dem Center for Advanced Defense Studies (C4ADS) in Washington zugespielt worden. Dabei handelt es sich um eine Organisation, die internationale Kriminalität und Konflikte untersucht.

Insgesamt finden sich in den Daten mehr als 5000 Bürger Russlands als Eigentümer von mehr als 9700 Immobilien in Dubai. Dubai hat sich den internationalen Sanktionen gegen vermögende Russen bislang nicht angeschlossen.

Duma-Abgeordneter hat eine Wohnung auf Palm Jumeirah

Die Journalisten konnten eigenen Angaben zufolge gut hundert Mitglieder der politischen Elite Russlands, Beamte und russische Geschäftsleute identifizieren, denen Luxus-Apartments und Villen in Dubai gehören. Viele davon stehen demnach dem Kreml und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahe.

Einer von ihnen ist dem Bericht zufolge Ruslan Baisarow, ein Vertrauter des tschetschenischen Machthabers Ramsan Kadyrow (45). Kadyrow unterstützt Putins Invasion in der Ukraine militärisch. Baisarow, der bislang auf keiner internationalen Sanktionsliste steht, gehören fünf Wohnungen und eine Strandvilla auf der künstlichen Insel Palm Jumeirah. Der Bericht nennt zudem Roman Lyabikhow, Mitglied der Kommunistischen Partei Russlands, den mehrere westliche Staaten sanktioniert haben.

Eine Wohnung auf Palm Jumeirah ist demnach auf den Duma-Abgeordneten Alexander Borodai (49) von Putins Partei Einiges Russland registriert. Er wurde kurz nach Russlands Invasion der Ukraine im Jahr 2014 als Regierungschef der selbsternannten Volksrepublik Donezk bekannt. Die USA, die EU und Grossbritannien haben auch ihn sanktioniert.

Milliarden-Betrüger taucht in den Daten auf

Insgesamt umfasst das Leak etwa 800'000 Eigentumsanteile an Immobilien in Dubai sowie 274'000 Personen und Firmen aus 197 Ländern und Territorien. 191'000 von ihnen sind ausländische Eigentümer. Bürger und Firmen aus Indien und Grossbritannien bilden die grössten Gruppen, gefolgt von Pakistan und Saudi-Arabien. Mehr als 2000 in dem Leak enthaltene Eigentümer wohnen in Deutschland, mit knapp 4500 aufgeführten Immobilien.

In den Daten finden sich der «Süddeutschen Zeitung» zufolge zudem die Namen mehrerer Verdächtiger, gegen die Behörden unter anderem in Deutschland, Dänemark und Belgien wegen steuerschädlicher Cum-Ex-Aktiengeschäfte ermitteln. Prominentestes Beispiel sei der Brite Sanjay Shah (51), der im Verdacht steht, mit seinem Hedgefonds den dänischen Fiskus um umgerechnet mehr als eine Milliarde Euro erleichtert zu haben – auch unter Ausnutzung deutscher Banken. Shah bestreitet jedes Fehlverhalten.

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Die Daten sind offenbar auch den deutschen Steuerbehörden bekannt. Seit rund elf Monaten werten dem Bericht zufolge Finanzbeamte in mehreren Bundesländern einen fast identischen Datensatz aus, den die Bundesregierung im Juni 2021 für etwa zwei Millionen Euro gekauft hatte.

In Bayern gehen Ermittler der SZ zufolge in sechs Fällen dem Verdacht einer Steuerstraftat nach, bei insgesamt 281 Prüffällen. Das Saarland schreibt auf SZ-Anfrage von Fällen «im niedrigen einstelligen Bereich», Baden-Württemberg spricht von einer einstelligen Zahl an Ermittlungsverfahren. (AFP/jmh)

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