Emotionale Misshandlung, keine Freunde, «Geiselnahmen»
Die tragische Geschichte des einst «stärksten Jungen der Welt»

Schon in jungen Jahren hatte Richard Sandrak so viel Muskeln, von denen die meisten nur träumen können. Er wurde als der «stärkste Junge der Welt» berühmt. Dann wurde es still um den Mini-Herkules. Jetzt ist er wieder da und erzählt seine tragische Lebensgeschichte.
Publiziert: 14.02.2025 um 17:02 Uhr
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Der kleine Richard Sandrak konnte mit acht Jahren schon das Dreifache seines Körpergewichts stemmen.
Foto: imago images/Everett Collection

Auf einen Blick

  • Richard Sandrak, einst «Little Hercules», enthüllt Missbrauch in seiner Kindheit
  • Vater zwang ihn zu extremem Training und strenger Ernährung
  • Als Achtjähriger stemmte er das Dreifache seines Körpergewichts
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Janine EnderliRedaktorin News

Die Geschichte von Richard Sandrak (32) ist von extremen Höhen und Tiefen geprägt. In den 1990er-Jahren als «Little Hercules» bekannt, galt der kleine Richard als «stärkster Junge der Welt». Mit nur fünf Jahren trainierte der Amerikaner täglich stundenlang und sah aus wie die kleine Version eines Bodybuilders.

Die Bilder von Sandraks muskulösem Kinderkörper flimmerten weltweit über die TV-Bildschirme. Im Alter von acht Jahren konnte er bereits das Dreifache seines Körpergewichts stemmen. 25 Jahre nach seinen grössten Erfolgen lässt der heute 32-Jährige tief blicken – und packt über furchtbare Missbräuche in seiner Kindheit aus. 

«Es war Alltag, misshandelt zu werden»

«Wenn Menschen von Kindheitserinnerungen sprechen, sind diese meist positiv. Ich kann das nicht nachvollziehen. Für mich war es alltäglich, von meinem Vater physisch und emotional misshandelt zu werden», so Sandrak im Interview mit dem britischen Nachrichtenportal «Metro».

Der kleine Richard wurde von seinem Vater Pavel Sandrak zu diesem unnatürlichen Lebensstil gezwungen. Acht Stunden täglich verbrachte er im Kraftraum. Musste ständig Gewichte heben und eine strenge Ernährung einhalten – ohne Salz und Zucker.

Und auch seine sozialen Kontakte litten, wie Sandrak verrät. Er wurde zu Hause unterrichtet und hatte keine Freunde. Die Trainingseinheiten wurden zu «intensiven Geiselnahmen», betont der Amerikaner. «Ich wurde physisch dazu gezwungen. Mein Vater war sehr gewalttätig. Ich lernte früh, nicht darum zu bitten, aufhören zu dürfen. Man biss die Zähne zusammen und machte weiter.»

«Das wurde zu einem ernsthaften Problem»

Sogar die Polizei musste einmal einschreiten. Als Pavel Sandrak seine Ehefrau und Richards Mutter Lena besonders heftig angegriffen hatte, rief der damals Elfjährige die Beamten. Pavel Sandrak wurde anschliessend verhaftet und in die Ukraine abgeschoben. Seit diesem Tag hat Richard Sandrak keinen Kontakt mehr zu seinem Vater. 

Dass sein Vater plötzlich nicht mehr da war, stellte das Leben von Richard auf den Kopf. Der Mini-Herkules besuchte fortan eine normale Schule. Doch er stellte fest, dass er «sozial ungeschickt und unfähig war, richtig zu kommunizieren». Mit 16 gab Richard das Bodybuilding auf und wandte sich anderen Sportarten zu. 

«Meine Knie sind so gut wie hinüber»

Doch auch später spürte der ehemalige Bodybuilder die Nachwirkungen seiner Kindheit – bis heute. «Meine Knie und Knöchel sind so gut wie hinüber.» Zudem kämpfte er mit Alkoholsucht. «Es wurde ein grosser Teil meiner Persönlichkeit für sehr lange Zeit», offenbart Sandrak. «Ich feierte viel und sorgte immer dafür, dass Alkohol in der Nähe war. Es wurde zu einem ernsthaften Problem.»

Nach Jahren der Sucht entschied er sich schliesslich, sein Leben umzukrempeln. Er machte einen Entzug und ist seit Oktober 2023 trocken. «Ich kann endlich in mich selber investieren.» Auf Gewichtestemmen hat er keine Lust mehr. Er geniesst sein ruhiges Leben mit seiner Frau und zwei Katzen. Und beruflich? Da probierte sich Sandrak aus. Er war sogar mal Stuntman. Inzwischen arbeitet er als Einzelhandelsmanager und ist glücklich.

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