Nein, für Warnungen war er nicht empfänglich: «Alles unter Kontrolle», versicherte Steven Sund, Chef der Capitol Police, nur Tage bevor in Washington der Wahnsinn seinen Lauf nahm.
Mittlerweile ist Sund seinen Job los. Mit ihm wurden weitere Bosse der Capitol Police gefeuert.
Mit diesem ersten Köpferollen allein ist es nicht getan. Die US-Bürger können auch Tage nach dem historischen Sturm auf ihr Kapitol das «schockierende Versagen» der Sicherheitsorgane kaum fassen, wie es Mitch McConnell nannte, der republikanische Nochmehrheitsführer im Senat.
Die Sondertruppe hatte eines der bestbewachten Gebäude der Welt auffallend schnell der anstürmenden Meute überlassen. Genau diesen Ansturm zu stoppen aber lieferte der besagten Capitol Police, die mit 2400 Beamten und einem Jahresbudget von über 400 Millionen Dollar nicht gerade eine Pfadfindertruppe ist, ihre Existenzberechtigung.
Auch die Nationalgarde zögerte bemerkentswert lang, bis sie dem Spuk am Mittwochabend ein Ende bereitete. Es sei «alles ziemlich verwirrend gewesen», rechtfertigt sich Ryan McCarthy, im Pentagon zuständig für Washington. Oder wollte man, wie in Washington kolportiert wird, Bilder von bewaffneten Soldaten in den heiligen Hallen der US-Demokratie vermeiden?
FBI verhindert Bombenanschlag
Es hätte sogar noch schlimmer ausgehen können, wie man mittlerweile weiss: Unweit des Kapitols entdeckte das FBI einen Truck mit elf Rohrbomben, mehrere der Angreifer führten Molotowcocktails, Sturmgewehre und Pistolen bei sich, wie CNN gestern meldete.
Joe Biden, der Mann, der in zehn Tagen als US-Präsident dem Aufrührer Donald Trump nachfolgen wird, unterstellt der Polizei Doppelmoral: «Niemand kann mir erzählen, dass eine Gruppe von Anhängern der ‹Black Lives Matter›-Bewegung nicht ganz, ganz anders behandelt worden wäre als dieser Mob von Schlägern, der das Kapitol gestürmt hat.»
Es ist eine der grossen Fragen dieser Tage: Was, wenn die Angreifer Schwarze gewesen wären?
Denn sobald sich Polizei und Nationalgarde für Proteste in Washington rüsten, sieht das üblicherweise bedeutend martialischer aus. Vielen Bürgern sind noch (Foto oben rechts) Bilder aus dem vergangenen Jahr präsent, als bis auf die Zähne bewaffnete Truppen das Lincoln Memorial gegen Aktivisten von Black Lives Matter absicherten.
Polizei posiert mit Pöbel
Umso verstörender wirken daher nun Szenen der Verbrüderung, wie sie auf diversen Videos vom Mittwoch zu sehen sind: Capitol-Polizisten, die mit dem Pöbel für Fotos posieren oder andere, die für Aufwiegler bereitwillig die Barrikaden beiseiteräumen.
Donald Trump und der Sturm aufs Kapitol
Bereits in zehn Tagen werden Polizei und Nationalgarde beweisen müssen, dass sie es besser können. Für den sogenannten «Inauguration Day», die Vereidigung von Joe Biden als «Commander in Chief», warnen Experten bereits vor erneuten Gewaltausbrüchen.
Jonathan Greenblatt, Chef der Anti-Defamation League, einer Organisation, die gegen Diskriminierung und Diffamierung eintritt, warnte auf dem TV-Sender CNN: «Wir erwarten, dass die Gewalt sich zuerst noch verschlimmert, bevor es besser wird.»
Die Inauguration von Joe Biden (78) am 20. Januar wird historisch: Erstmals nach 152 Jahren wird der Vorgänger nicht an der Amtseinführung seines Nachfolgers anwesend sein. Das hat jedenfalls Nochpräsident Donald Trump (74) angekündigt. Vor allem aber geht nach dem Sturm von Trump-Anhängern aufs Kapitol am 6. Januar die Angst vor neuen Gewaltexzessen um. Wie CNN berichtet, warnen Experten vor Anschlägen von Rechtsextremen. «Wir werden die Regierungsgebäude stürmen, Bullen, Beamte und Agenten töten», zitiert der US-Sender einen Social-Media-Eintrag. «Falls du nicht weisst wie schiessen, lerne es JETZT», lautet ein anderer Eintrag im Vorfeld der Feier. Sicherheitsexperte John Scott-Railton von der Uni Toronto sagt, dass die Ereignisse im Kapitol in rechten Netzwerken als Erfolg gefeiert werden und erst recht zu weiteren Angriffen anstacheln. Bidens Sicherheitsstab leite entsprechend Massnahmen zum verstärkten Schutz ein.
Die Inauguration von Joe Biden (78) am 20. Januar wird historisch: Erstmals nach 152 Jahren wird der Vorgänger nicht an der Amtseinführung seines Nachfolgers anwesend sein. Das hat jedenfalls Nochpräsident Donald Trump (74) angekündigt. Vor allem aber geht nach dem Sturm von Trump-Anhängern aufs Kapitol am 6. Januar die Angst vor neuen Gewaltexzessen um. Wie CNN berichtet, warnen Experten vor Anschlägen von Rechtsextremen. «Wir werden die Regierungsgebäude stürmen, Bullen, Beamte und Agenten töten», zitiert der US-Sender einen Social-Media-Eintrag. «Falls du nicht weisst wie schiessen, lerne es JETZT», lautet ein anderer Eintrag im Vorfeld der Feier. Sicherheitsexperte John Scott-Railton von der Uni Toronto sagt, dass die Ereignisse im Kapitol in rechten Netzwerken als Erfolg gefeiert werden und erst recht zu weiteren Angriffen anstacheln. Bidens Sicherheitsstab leite entsprechend Massnahmen zum verstärkten Schutz ein.