Am 7. November 2020 wurde Joe Biden (78) zum gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Exakt zwei Monate später hat nun der noch amtierende US-Präsident Donald Trump (74) erstmals öffentlich eingestanden, dass seine Amtszeit am 20. Januar zu Ende geht. Der Republikaner gibt seinen verbitterten Kampf am Donnerstagabend zwar auf, aber: Er gesteht weiterhin nicht ein, dass er die Wahl rechtmässig verloren hat.
«Nun hat der Kongress die Ergebnisse bestätigt. Eine neue Regierung wird am 20. Januar übernehmen», sagt Trump in einer auf Twitter veröffentlichten Ansprache. «Ich konzentriere mich jetzt darauf, einen reibungslosen und geordneten Übergang der Macht sicherzustellen. Dies ist ein Moment der Heilung und Versöhnung.»
Trump wendet sich zum Schluss der Ansprache an die Amerikaner: «Es war die Ehre meines Lebens, euer Präsident zu sein.» An seine Unterstützer gerichtet fügt er an: «Ich weiss, dass sie enttäuscht sind. Aber ich möchte auch, dass sie wissen, dass unsere unglaubliche Reise gerade erst begonnen hat.»
Keine Gratulationen an Joe Biden
Trumps Rede folgt auf einen Tweet seines Vertrauten Dan Scavino (44). Dieser hatte am Donnerstagmorgen stellvertretend eine Botschaft für den Präsidenten abgesetzt, da dieser zu jenem Zeitpunkt aus seinem Twitter-Account ausgesperrt war. Schon da liess Trump in Schrift verlauten, dass seine Amtszeit am 20. Januar enden würde.
In amerikanischen Medien wird jetzt Trumps Twitter-Ansprache als endgültige Aufgabe verstanden – aber nicht als traditionelle «Concession». Denn der Noch-Präsident hat seinen Nachfolger Joe Biden (78) mit keinem Wort erwähnt – geschweige denn zum Wahlerfolg gratuliert.
Ein Berater des Weissen Hauses sagte gegenüber CNN, dass Trump zu dieser Botschaft gedrängt wurde. Das Video sei nur aufgenommen worden, weil «fast alle seiner leitenden Mitarbeiter im Begriff waren, nach dem Kapitol-Drama zurückzutreten». Er fügte an: «Diese Worte hätte er nach seiner Wahlniederlage sagen sollen, nicht nachdem Menschen gestorben sind.»
Trumps erbitterter Kampf endet
Doch Trumps Botschaft wurde in Amerika dennoch herbeigesehnt. Der Republikaner wehrte sich in den vergangenen zwei Monaten mit allen Mitteln gegen den Machtverlust. Er führte dabei haltlose Wahlbetrugsvorwürfe ins Feld, die allesamt vor Gericht aufgrund mangelnder Beweise abgeschmettert wurden.
In einem letzten verzweifelten Akt versuchte Trump am Mittwoch seinen Vizepräsidenten Mike Pence (61) zu überzeugen, den Zertifizierungsprozess im Kongress zu stoppen. Pence habe die Macht, Stimmen der umkämpften Bundesstaaten einfach zurückzuweisen, hatte Trump im Vorfeld gesagt. Und dabei total der US-Verfassung widersprochen. Sein Vize dachte denn auch nicht daran, seinem Chef einen letzten Gefallen zu erweisen. Pence hielt sich an die Verfassung und Biden wurde am frühen Donnerstagmorgen vom Kongress als 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten bestätigt.
Zu Kapitol-Sturm: «Ihr werdet bezahlen!»
Donald Trump sprach in seiner Rede am Donnerstag auch den Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol an. Er verurteilte die Krawalle scharf, nachdem er am Mittwoch mit zögerlichen und widersprüchlichen Aussagen für Entsetzen gesorgt hatte. «Wie alle Amerikaner bin ich empört über die Gewalt, Gesetzlosigkeit und das Chaos.»
Trump sprach weiter von einer «abscheulichen Attacke» auf den Kongresssitz. Jene, die Gewalt angewendet hätten, repräsentierten nicht das Land. Und jene, die Gesetze gebrochen hätten, würden dafür zahlen, sagte Trump. Es sei an der Zeit für «Heilung und Versöhnung».
Wütende Anhänger Trumps hatten am Mittwoch in einer beispiellosen Gewalteskalation das Kapitol in der US-Hauptstadt Washington gestürmt, nachdem der US-Präsident sie bei einer Grosskundgebung mit Behauptungen über angeblichen Betrug bei der Präsidentschaftswahl angestachelt hatte. Dies sorgte national wie international für Entsetzen. Bislang hat der Sturm aufs Kapitol fünf Menschen das Leben gekostet.