Die Situation, die ein mutmasslicher Lokführer der ÖBB (Österreichische Bundesbahn) schildert, ist eher von der unappetitlichen Sorte. Seinem Schreiben fügte der Mitarbeiter ein Foto als Beweis hinzu. Die «Kronen Zeitung» schreibt dazu, dass es bei vielen «Brechreiz auslösen würde», weshalb man es nicht zeige. Der Brief endet mit den Worten: «Im Sinne unserer Gesundheit hoffe ich auf Ihre Unterstützung.»
Das Foto zeige einen offenbar obdachlosen Mann in einem Zug, der übersät sei mit Läusen. Er schlafe regelmässig auf dieser S-Bahn-Strecke, so der Informant. Zudem soll er sich im Zug auch schon selbst befriedigt haben, wobei er gefilmt worden sei.
Tägliche Reinigung der Sitzgarnituren
Auch ein weiterer Obdachloser soll «mit offenen, stinkenden Wunden» sich in der S-Bahn aufgehalten haben. Wegen solcher Vorkommnisse müssten täglich mehrere Sitzgarnituren «eingezogen und mit sehr grossem Aufwand entlaust» werden. Dies bestätigt die ÖBB auf Anfrage der «Kronen Zeitung» und fügt an, dass man auf «hohen Hygienestandards» grossen Wert lege. Betroffene Züge würden aus dem Verkehr gezogen und gereinigt.
Der Hinweisgeber merkt weiter an, dass es für das Personal sowie die anderen Fahrgäste «eine Zumutung» sei. Neben dem strengen Geruch könne ein Läusebefall ja auch gesundheitliche Folgen haben. Dazu ist jedoch anzumerken, dass Läusebefall nichts mit mangelnder Hygiene zu tun hat. Meist stecken sich Kinder, aber auch Erwachsene an, wenn sie engen körperlichen Kontakt miteinander haben. Etwa beim Spielen, aber auch, indem sie Bürste, Kämme, Mützen und Fahrradhelme tauschen. Was du tun kannst, wenn du an Läusebefall leiden, erfährst du hier.
Von solchen Zuständen ist man in der Schweiz meilenweit entfernt. «Uns sind keine solchen Fälle bekannt. Unsere Züge werden täglich gereinigt und die Polster werden zudem regelmässig gewaschen», schreibt SBB-Mediensprecher Martin Meier auf Anfrage.
Dass die Sitze aber auch hierzulande nicht klinisch rein sind, wollte 2020 ein Comedian in einem Tiktok-Beitrag zeigen. Dabei schlug er mit seiner Hand auf einen Zugsitz der SBB. Mit jedem Schlag kam mehr und mehr Staub zum Vorschein – bis der Sitz davon grau gefärbt war. Die SBB nahmen es gelassen: «Dieses Experiment lässt sich bei jedem Polstersitz in öffentlichen Verkehrsmitteln durchführen, selbst bei regelmässiger Reinigung mit dem Staubsauger», sagte Mediensprecher Reto Schärli damals zu Blick.