Bisher zeigte die Gegenoffensive der Ukrainer keine grossen Erfolge. Nur rund 200 Quadratkilometer Territorium haben Selenskis Truppen in den vergangenen zwei Monaten zurückerobert.
Mehr zur geplanten Rückeroberung der Krim
Nun aber dürfte ein wichtiger Schritt gelungen sein, und das, während in Moskau wegen des Todes von Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin (†62) Aufregung herrscht. Laut den ukrainischen Behörden sind ukrainische Soldaten nach der Zerstörung eines Flugabwehrsystems auf den Westteil der Halbinsel Krim vorgestossen. Bilder auf X (ehemals Twitter) zeigen, wie sie beim Kap Tarchankut die ukrainische Flagge hissen.
«Das ukrainische Militär ist am Morgen auf der Krim gelandet, es gab ein Gefecht, es waren Wasserfahrzeuge und Flugzeuge beteiligt», sagte ein Sprecher der ukrainischen Armee am Donnerstag. Die russischen Behörden meldeten allerdings später, dass der Angriff abgewehrt und die Soldaten – 15 bis 20 Mann – getötet worden seien.
Wichtig für die Moral
Erobern die Ukrainer jetzt die 2014 von den Russen annektierte Krim zurück? Für ETH-Militärstratege Marcel Berni (35) ist es noch nicht so weit. «Ich glaube, der Angriff auf die Krim ist eher ein Teil der aktuellen Offensive, die darauf abzielt, den Feind dort zu treffen, wo es ihm besonders wehtut», sagt Berni zu Blick. Es passe zum jüngsten Vorgehen der Ukraine, die russische Militärlogistik Schritt für Schritt auszuhöhlen und Schwachstellen in der Tiefe des russischen Gebietes auszuschalten.
Daneben seien solche Angriffe auch wichtig für die ukrainische Moral. Berni: «Pünktlich zum Unabhängigkeitstag der Ukraine wurde die ukrainische Fahne wieder auf der Krim gehisst. Daneben wurden wohl auch militärische Ziele bekämpft – ohne aber Territorien dauerhaft zu besetzen.»
An eine baldige Rückeroberung der Krim glaubt Berni nicht, da die russischen Verteidigungsstellungen an Land stark seien. Berni: «Diese asymmetrischen Schläge sollen aber dazu dienen, dass Russland die Verteidigung der Krim verstärken muss.»