Linke Hand einbandagiert
Belarus veröffentlicht Lukaschenko-Foto

Seit seinem geschwächtem Auftritt bei der Parade zum «Tag des Sieges» am 9. Mai liess sich der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko (68) nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken. Nun hat der Propaganda-Apparat ein angeblich aktuelles Foto veröffentlicht.
Publiziert: 15.05.2023 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2023 um 17:18 Uhr
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Linke Hand einbandagiert: Die belarussische Regierung veröffentlichte am Montag dieses Foto von Alexander Lukaschenko. Es soll ihn bei der Arbeit auf einer Luftwaffen-Kommandostelle zeigen.
Foto: Twitter

Was ist mit dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko (68) los? Seit dem 9. Mai wurde er nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Die Gerüchteküche rund um die Gesundheit des Diktators ist in vollem Gang. Das ist bislang bekannt.

Der letzte Auftritt

Am russischen «Tag des Sieges» sorgte Lukaschenko erstmals für Aufsehen. Der enge Verbündete von Russland-Präsident Wladimir Putin (70) legte nur einen Kurzauftritt hin. Direkt nach der Parade verliess er Moskau überstürzt. Er verpasste sogar ein Staatsbankett, an dem Staatsgäste früherer Sowjetrepubliken teilnahmen.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass Lukaschenko müde ausgesehen habe. An seiner rechten Hand trug er einen Verband, versuchte aber, das zu verstecken. Er wirkte unsicher auf den Beinen. Selbst eine kurze Strecke von rund 300 Metern konnte der Diktator nicht alleine bewältigen. Während Putin und seine anderen Gäste zu Fuss gingen, liess Lukaschenko sich fahren.

Das passierte danach

Der belarussische Politikwissenschaftler Dmitry Bolkunets (40) schrieb auf Telegram, ein Krankenwagen sei Lukaschenkos Konvoi zum Flughafen gefolgt. Anschliessend hatte der Diktator zwar einen kurzen Auftritt in der belarussischen Hauptstadt Minsk, wo er einen Kranz niederlegte. Aber in zivil und nicht in der üblichen Militärkleidung. Auch hielt er keine Rede, was sonst üblich ist.

Dann zeigte sich Lukaschenko weder in den Medien noch in der Öffentlichkeit. Am Sonntag wurde die Gerüchteküche erneut angeheizt. Putin-Freund Lukaschenko fehlte beim wichtigen Nationaltag «Feier der Staatsflagge» – und zwar zum ersten Mal in 29 Jahren. Regierungschef Roman Golowtschenko vertrat ihn mit einer Grussbotschaft.

Wo ist Lukaschenko nun?

Wo genau sich Lukaschenko aufhält, ist unklar. Es ist durchaus möglich, dass er im Spital liegt. Laut dem belarussischen Euroradio und des belarussischen Oppositionsmediums Hajun wurde Lukaschenko am 13. Mai in ein Spital in der Nähe von Minsk eingewiesen.

Beide Medien schrieben auf Telegram, dass gegen 19 Uhr eine Autokolonne in das Republikanische Klinische Medizinische Zentrum der Präsidialverwaltung einfuhr. Dafür wurden alle Eingänge zum Krankenhaus blockiert. An den Zufahrtsstrassen wurde Sicherheitskräfte positioniert. Etwa zwei Stunden später hat die Kolonne das Spital wieder verlassen – ob mit oder ohne Lukaschenko, ist unklar.

Was ist über Lukaschenkos Gesundheit bekannt?

Jetzt wird heftig über die Gesundheit des Diktators spekuliert. Einigen Gerüchten zufolge soll er gar tot sein. Eine offizielle Meldung über Lukaschenkos gesundheitlichen Zustand gibt es aber nicht.

Am Sonntagabend gab der Duma-Abgeordnete Konstantin Satulin lediglich bekannt, dass er wüsste, an welcher Krankheit Lukaschenko leidet. Teilen wollte er diese Information nicht. Gegenüber dem Internetportal Podjom sagte er: «Es ist nichts Aussergewöhnliches, kein Covid. Der Mensch ist einfach erkrankt. Er braucht wahrscheinlich etwas Ruhe, das ist alles.»

Am Montag veröffentlichte das Pressebüro der belarussischen Regierung ein Foto, das Lukaschenko angeblich bei einem Besuch der Luftwaffe zeigt. Der Präsident arbeite «in der zentralen Kommandostelle der Luftwaffe und der Luftverteidigungskräfte», heisst es dazu. Auf dem Foto ist zu erkennen, dass die linke Hand Lukaschenkos bandagiert ist. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, war am Tag des Sieges in Moskau seine Rechte verbunden gewesen.

Der ins Exil geflüchtete Ex-Kulturminister von Belarus, Pawel Latuschka (50), sagte am Freitag, dass es aufgrund der fehlenden öffentlichen Auftritte des Diktators auf der Hand liegt, dass er «offensichtlich sehr ernsthaft erkrankt ist».

In einer Ansprache am Sonntagabend sprach Latuschka zudem von einer Herzerkrankung. Laut ihm würde Lukaschenko an einer infektiös-allergischen Myokarditis leiden. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Schädigung des Herzmuskels, eine Reaktion auf eine Infektion. Putin habe daraufhin Ärzte zur Hilfe gesandt. Offiziell wurden diese Aussagen bislang nicht bestätigt.

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