Der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko (68) war eigens für den sowjetischen «Tag des Sieges» nach Moskau geeilt. Nimmt Lukaschenko die 9.-Mai-Parade gewöhnlich bei sich zu Hause in Minsk ab, sollte sich Lukaschenko wohl demonstrativ an der Seite des russischen Kriegspräsidenten Wladimir Putin (70) zeigen. Doch Lukaschenko wirkte in Moskau arg lädiert. Und reiste am Abend schliesslich auch überhastet aus Moskau ab. Damit verpasste er das von Putin im Kreml gegebene Staatsbankett, an dem auch die anderen Staatsgäste früherer Sowjetrepubliken teilnahmen.
Lukaschenko hatte zuvor noch kurz mit Putin gesprochen. Doch der weissrussische Führer wirkte müde und unsicher auf den Beinen, wie Reuters berichtet. An seiner rechten Hand trug er zudem einen Verband, den er unter dem Mantelärmel zu verstecken versuchte. Am Schluss sass Putins wichtigster Verbündeter nicht am Tisch.
Moskau und Minsk schweigen
Lukaschenkos Auftritt löste im Internet Spekulationen über seinen Gesundheitszustand aus. Selbst ein paar Schritte konnte er nicht gehen. Während Putin und seine Gäste die rund 300 Meter zu Fuss vom Roten Platz zum Grab des Unbekannten Soldaten schritten, liess sich Lukaschenko für die kurze Strecke fahren.
Weder Moskau noch Minsk äusserten sich zu Lukaschenkos Zustand. Der weissrussische Politikwissenschaftler Dmitry Bolkunets (40) schrieb auf Telegram, dass ein Krankenwagen Lukaschenkos Konvoi zum Flughafen folgte, als dieser fast Hals über Kopf Moskau verliess.
Kranzniederlegung in Minsk
Nach seiner abrupten Abreise aus der russischen Hauptstadt tauchte er in Belarus gleich wieder öffentlich auf. Lukaschenko legte am späteren Dienstag in Minsk einen Kranz nieder. Dabei trug er Zivilkleider, nicht wie sonst üblich eine Militäruniform, und verzichtete auf eine Rede.
Russland hatte Belarus vergangenen Februar als Ausgangsbasis für den Einmarsch in die Ukraine genutzt. Seither hielten die beiden Länder eine Reihe von gemeinsamen Militärmanövern auf weissrussischem Boden ab.
Lukaschenko hat jedoch keine Truppen entsandt und betont, dass sein Land keine Kriegspartei an der Seite von Putins «Militäroperation» sei.